
Systemische Aufstellung: Ein Weg zur Lösung komplexer Probleme
Die systemische Aufstellung ist eine Methode, die sich auf das Verständnis und die Bearbeitung von komplexen Systemen konzentriert. Dabei werden Beziehungen und Dynamiken innerhalb von Familien, Organisationen oder sogar intrapsychischen Anteilen sichtbar gemacht. Diese Methode bietet einen Rahmen, um verborgene Muster und deren Auswirkungen zu erkennen.
Systemische Aufstellungen sind anspruchsvoll und erfordern ein hohes Maß an Kompetenz von den Durchführenden. Sie können jedoch ein wertvolles Werkzeug sein, um Klarheit zu gewinnen und positive Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen zu bewirken.
Die Mathematik menschlicher Systeme
Schneeflocken, die aus atmosphärischen Bedingungen entstehen, verdeutlichen die Komplexität von Systemen. Winzige Veränderungen im System führen zu unterschiedlichen Formen, sodass keine Schneeflocke der anderen gleicht. Ähnlich verhält es sich mit menschlichen Systemen.
Menschen sind komplexe Systeme, die durch bestimmte Eigenschaften gekennzeichnet sind. Dazu gehören Elemente, Beziehungen, Emergenz und Dynamik.
- Systeme bestehen aus vielen Elementen, wie Familienmitgliedern oder inneren Anteilen.
- Die Elemente stehen in Beziehung und Wechselwirkung zueinander.
- Emergenz erzeugt neue Phänomene (das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile).
- Dynamik beeinflusst Emotionen und Konflikte.
- Aufspaltung in Anteile findet statt (Teamrollen, Ego-States).
Systemzustände werden durch Konfigurationen der Elemente, Beziehungen und emergenten Phänomene bestimmt.
Spielregeln der systemischen Aufstellung
Eine systemische Aufstellung beginnt typischerweise mit einer Anamnese, in der eine Person ein Anliegen oder Problem schildert. Das Ziel ist es, das System, in dem dieses Anliegen eingebettet ist, sichtbar zu machen. Dabei kann es sich um verschiedene Arten von Systemen handeln:
- Mikroskopische Aufstellung: innere Anteile einer Person
- Makroskopische Aufstellung: Familiensysteme, gesellschaftliche Parteien
- Symbolische Aufstellung: Traditionen, Ziele, Projekte
Die Aufstellung der einzelnen Elemente erfolgt durch Menschen oder Gegenstände, die als Stellvertreter fungieren. Die Moderation erfordert Konzentration und Achtsamkeit.
Nutzen von Systemaufstellungen
Systemaufstellungen können vielfältige Vorteile bieten. Durch die Sichtbarmachung verborgener Zusammenhänge können neue Erkenntnisse gewonnen und Lösungen für komplexe Probleme gefunden werden. Ein wichtiger Aspekt ist, dass ein bisher nicht gelöstes Anliegen ans Tageslicht gebracht wird, was allein schon zu einer Besserung führen kann.
Ein weiterer Vorteil ist das Erkennen von verborgenen Zusammenhängen. Symptome und Probleme werden auf eine direkte und wahrnehmbare Art verstanden. Im Erfolgsfall kann dies zu Frieden, Entspannung und Harmonisierung des Systems führen. Konflikte können sich klären und hartnäckige Probleme lösen sich.
Darüber hinaus bieten Systemaufstellungen ein neues Verständnis über menschliche Systeme, Interaktionsmuster, Gruppendynamik und Transaktionen im Allgemeinen sowie im Zusammenhang mit dem konkreten Anliegen. Diese Erkenntnisse können dazu beitragen, Beziehungen zu verbessern und ein tieferes Verständnis für die Dynamiken zu entwickeln, die unser Leben beeinflussen. Um mehr über die eigenen Interaktionsmuster zu erfahren, kann die Psychologie des Lästerns ein interessanter Ansatzpunkt sein.
Funktionsprinzipien
In menschlichen Gruppen kommt es oft zu Verstrickungen und unbewussten Übertragungen. Eltern übertragen ihre Blockaden auf ihre Kinder, Traumata können vererbt werden. Ungerechtigkeiten werden manchmal unbewusst ausgeglichen.
Repräsentierende Wahrnehmung
Ein zentrales Element ist die repräsentierende Wahrnehmung. Aufgestellte Menschen nehmen Emotionen und Gefühle wahr, die nicht zu ihnen gehören. Durch diese Wahrnehmung kann man Aufgestellte über ihre Sicht auf das System befragen und so ein rundes Bild bekommen.
Das aufgestellte System wird als „Gestalt“ wahrgenommen. Was Innen ist, wird nach Außen gekehrt. Es gibt eine gewisse Symmetrie zwischen der Psyche des Aufstellenden und der Aufstellung.
Psychodynamik basiert auf seelischen, geistigen und emotionalen Phänomenen und Veränderungen, wie Grundkonflikten, Traumata, Abwehrmechanismen und der anerzogenen Kultur.
Überblick: Das menschliche System aufstellen
Nenne die wesentlichen Anteile des Systems (innere Anteile, Personen, Familienmitglieder, Emotionen, Symptome). Stelle die Anteile intuitiv auf und würdige die dargestellte Realität. Analysiere die Aufstellung.
Nimm die Phänomene der Konstellation wahr. Mit welchen Eigenschaften kannst du die wesentliche Konstellation beschreiben? Gibt es Widersprüche, Spannungen, unterdrückte Anteile, Emotionen, Bedürfnisse?
- Bei Gruppenmitgliedern: Rang, Zugehörigkeit, Identifizierung, Ausgleich von Spannungen, Richtung der Aufmerksamkeit
- Bei inneren Anteilen: Bedürfnisse, Emotionen, Glaubenssätze, Integriertheit
Befrage die einzelnen Anteile in ihrer Position nach ihrem Befinden in dieser Konstellation (Assoziationen, Bedürfnisse, Emotionen, Beziehungsqualität). Untersuche die Aufstellung auf Extrema (lebensbedrohlicher Konflikt, Ausgrenzung, stabiler Frieden).
Spannungen auflösen und einen stabilen Zustand finden
Löse Spannungen auf, indem Anteile bewegt und neu befragt werden. Verdrängte Anteile werden anerkannt. Auflösende Affirmationen werden formuliert (Liebe, Achtung, Vergebung, Akzeptanz). Finde einen realistischen stabilen Zustand, den das System zukünftig einnehmen kann. Variiere die Aufstellung so lange, bis sich Harmonie, Ordnung, Ausgleich und Stabilität einstellen.
Die finale Konstellation kann schriftlich festgehalten werden. Im besten Fall ergibt sich allein durch die Erkenntnis eine positive Veränderung. Ansonsten wird unterstützend durch weitere Coaching-Methoden ein positiver Entwicklungsprozess gefördert.
Grundmuster und Ränge
In Systemen gibt es bestimmte Grundmuster und Ränge, die eine wichtige Rolle spielen. Eltern haben einen höheren Rang als ihre Kinder. Je länger eine Person einer Gruppe zugehörig ist, desto höher ist ihr Rang.
- Ungerechtigkeiten, Schulden, Verdrängung und Ausgrenzung sorgen für ein Ungleichgewicht.
- Unaufgelöste Spannungen werden durch liebevolle Suggestionen von Anerkennung gemildert.
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. All you need is love.
Für ein erfülltes Leben ist es wichtig, die Kunst der Selbstfindung zu beherrschen und innere Stärke zu entwickeln.
Achtung: Don’t fake it – & take it with a grain of salt
Aufstellungen sind eine Methode zur Visualisierung der Systemkonfiguration. Sie sind eine vereinfachte Darstellung des psychosozialen Systems. Da es sich um menschliche Themen handelt, gibt es einige Gefahren.
Aufstellungen werden oft für Menschen durchgeführt, die akut von psychischen Belastungen betroffen sind. Diese Personengruppe ist anfällig für Vereinfachungen, Manipulation und kognitive Verzerrungen.
Kritik an systemischen Aufstellungen
Es gibt bisher keine solide wissenschaftliche Grundlage für die Aufstellungsarbeit, geschweige denn qualitätsgesicherte Ausbildungen. Im Bereich der Familienaufstellungen tummeln sich guruartige Persönlichkeiten. Eine selbstkritische Reflexion wird manchmal abgelehnt.
Die Stellvertreterwahrnehmung unterliegt Suggestion, Manipulation und Fehlinterpretation, unter anderem dem Barnum-Effekt (schwammige Aussagen werden als wahr akzeptiert), Confirmation Bias (Befürchtungen und Glaubenssätze werden bestätigt) und Group Think (Mehrheitsmeinung setzt sich durch).
Manch unsichere Aufsteller und Stellvertreter laufen Gefahr, lieber ein „interessantes“ Phänomen zu inszenieren als eine realistischere Konstellation wiederzugeben.
Systemische Aufstellung: Ein Weg zu mehr Klarheit und Harmonie
Systemische Aufstellungen bieten eine Möglichkeit, komplexe Dynamiken in verschiedenen Systemen zu verstehen und zu bearbeiten. Durch die Visualisierung und Analyse von Beziehungen und Mustern können verborgene Konflikte aufgedeckt und Lösungen gefunden werden.
Obwohl die systemische Aufstellung keine wissenschaftlich fundierte Methode ist, kann sie dennoch ein wertvolles Werkzeug für die persönliche Entwicklung und die Verbesserung von Beziehungen sein. Wichtig ist jedoch, sich der Grenzen bewusst zu sein und die Methode kritisch zu hinterfragen.
Letztendlich kann die systemische Aufstellung dazu beitragen, mehr Klarheit, Harmonie und Frieden in unser Leben zu bringen.
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