
Spaltung in der Psychologie: Selbstschutz und Realitätsverlust verstehen
Die menschliche Psyche ist ein komplexes Geflecht aus Emotionen, Gedanken und Erfahrungen. Während unserer Entwicklung als Persönlichkeit werden wir maßgeblich von unserer Umwelt und Erziehung geprägt. Insbesondere die elterlichen Bezugspersonen spielen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie unseren Charakter in den ersten Lebensjahren nachhaltig formen.
Doch was geschieht, wenn diese prägenden Erfahrungen zu starken Verletzungen oder gar Traumata führen? In solchen Momenten kann die Seele auf unbewusste Abwehrmechanismen zurückgreifen, um sich selbst zu schützen und den eigenen Selbstwert aufrechtzuerhalten. Einer dieser tiefgreifenden Mechanismen ist die sogenannte Spaltung oder Spaltungsabwehr, ein Phänomen, das wir in diesem Artikel detailliert beleuchten und anhand von Beispielen veranschaulichen werden.
Das Grundprinzip von Spaltung und Spaltungsabwehr

Unter Spaltung oder Spaltungsabwehr versteht man einen psychischen Abwehrmechanismus, der es einem Individuum ermöglicht, unzumutbare Gefühlszustände zu ertragen und den eigenen, möglicherweise verletzten oder geschädigten, Selbstwert aufrechtzuerhalten. Die Kernfunktion dieses Mechanismus ist es, schmerzhafte Erfahrungen ins seelische „Off“ zu verschieben und belastende Erinnerungen, Gedanken und Wünsche aus dem Bewusstsein zu verbannen. Dieser Prozess, der auch als Verdrängung bekannt ist, dient der Abwehr unerträglicher Vorstellungen vom eigenen Selbst oder von Objekten, basierend auf einer primitiven Unterscheidung zwischen „gut“ und „böse“.
- Verdrängung von belastenden Erinnerungen, Gedanken und Wünschen.
- Abschiebung dieser Inhalte ins Unbewusstsein.
- Abwehr unerträglicher Selbstvorstellungen oder Objektvorstellungen.
- Basierend auf einer primitiven Schwarz-Weiß-Sichtweise („gut“ versus „böse“).
- Dient dem Erhalt des eigenen Selbstwertgefühls.
- Kann in der Kindheit durch unberechenbares oder kränkendes Verhalten entstehen.
- Führt zu unrealistischen Vorstellungen vom Selbstbild und der Realität.
- Kann Verleugnung, Projektion und Entwertung nach sich ziehen.
- Manchmal auch Idealisierung oder projektive Identifikation.
- Ein unbewusster Schutzmechanismus der Psyche.
- Entsteht oft in Situationen extremer emotionaler Verletzung.
- Verhindert die Integration widersprüchlicher Gefühle.
- Kann die Entwicklung einer reifen Persönlichkeit behindern.
- Häufig bei frühen Kindheitstraumata beobachtbar.
- Führt zu einer Aufteilung der Welt in extreme Kategorien.
- Schutz vor kognitiven Dissonanzen.
- Dient der Reduktion innerer Spannungen.
- Kann vorübergehend entlastend wirken.
- Langfristig jedoch oft problematisch.
- Beeinflusst die Beziehungsgestaltung stark.
Anstatt zum Beispiel ambivalente Gefühle gegenüber einer geliebten Person zu empfinden, wird deren Bild in einen „guten“ und einen „bösen“ Anteil gespalten. Dies führt zu einer inneren Spaltung des Selbst in positive und negative Aspekte, die vor allem in der Kindheit durch elterliche Einflüsse entstehen kann. Wenn die Verarbeitung von Individuationskonflikten scheitert, etwa durch ein ungeduldiges oder ablehnendes Verhalten der Mutter, können die als negativ empfundenen Aspekte abgespalten werden, um das eigene Selbst zu „retten“. Dies kann zu künstlich erzeugten, unrealistischen Vorstellungen vom eigenen Selbstbild und der Objektwelt führen, wie es bei selbstwertdienlichen Verzerrungen bei Erwachsenen der Fall sein kann.
Folgen der Spaltung: Verleugnung, Projektion und mehr
Die Spaltung kann sich in verschiedenen Formen manifestieren, die das individuelle Erleben und Verhalten maßgeblich beeinflussen. Diese Abwehrmechanismen sind oft unbewusst und dienen dem Schutz vor unerträglichen Realitäten.
- Verleugnung: Die bewusste Ablehnung einer Realität, die als zu schmerzhaft empfunden wird.
- Projektion: Eigene unerwünschte Eigenschaften oder Gefühle werden anderen zugeschrieben.
- Entwertung: Die Herabsetzung anderer, um den eigenen Selbstwert zu erhöhen.
- Idealisierung: Die übermäßige positive Bewertung anderer, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen oder Ängste abzuwehren.
- Projektive Identifikation: Eine komplexere Form, bei der eigene abgespaltene Anteile in andere hineinprojiziert und dort manipuliert werden.
Diese Mechanismen sind Versuche der Psyche, mit unerträglichen inneren Zuständen umzugehen. Sie können jedoch langfristig zu einer Verzerrung der Realität führen.
Die Kehrseite der Medaille: Negative Auswirkungen der Spaltung

Obwohl die Spaltung zunächst als Schutzmechanismus fungiert, birgt sie erhebliche Risiken. Das rechte Maß zwischen Loslassen und Festhalten, Erinnern und Vergessen, sowie dem Unterdrücken von Impulsen wird oft überschritten. Dies kann dazu führen, dass Betroffene eine regelrechte Scheinwelt errichten, an die sie schließlich glauben und festhalten, wodurch ein fortwährendes Muster entsteht.
Manchmal führen diese dem Selbstschutz dienenden Umdeutungen des Selbst oder anderer dazu, dass Phantasien zu einer neuen Realität werden. Dies kann bis zum Realitätsverlust und zur Realitätsleugnung reichen, was im Extremfall eine Lebenslüge darstellt, die bis zur Pseudologie oder Mythomanie führen kann. Einigen Betroffenen wird dies zwischendurch bewusst, wird aber schnell wieder verdrängt. Andere wiederum leben vollständig in ihrer Phantasie-, Lügen- oder Selbstbetrugs-Welt, ohne dass ihnen dies bewusst ist. Hinweise von außen werden dabei als störend oder sogar bedrohlich empfunden, was zu starken Reaktionen führen kann.
Plastische Beispiele aus Film und Leben
Um das Prinzip der Spaltung und Abspaltung besser zu verdeutlichen, können wir uns an bekannten Beispielen orientieren.
Ein prägnantes Beispiel ist die US-amerikanische Gaunerkomödie „Catch Me If You Can“ aus dem Jahr 2002. Der Film basiert auf den wahren Begebenheiten im Leben von Frank Abagnale, der im Film von Leonardo DiCaprio verkörpert wird. Der junge Frank, traumatisiert durch das gesellschaftliche Abrutschen seines Vaters, die Scheidung der Eltern und den neuen Partner seiner Mutter, spaltet das für ihn seelisch unerträgliche Versagen des Familien-Vorbilds ab. Er flüchtet sich in typische „erfolgreiche Berufe“, die er nie gelernt hat, und ersetzt seine Vergangenheits-Persönlichkeit durch komplett andere Persönlichkeits-Typen, die er erfolgreich lebt, aber immer auf der Flucht vor der Wahrheit oder der Realität.
Frank Abagnale schlüpft in die Rolle eines „Piloten“, „Arztes“ und „Juristen“ und etabliert sich tatsächlich erfolgreich, weil er von seinem neu erfundenen Selbstbild selbst überzeugt ist. Dies zeigt, wie stark die Spaltung wirken kann und dass sie sogar künstlich durch mentales Training mit Glaubenssätzen und Visualisierungs-Techniken erzeugt werden könnte, um eine unangenehme oder erfolglose Vergangenheit hinter sich zu lassen und bestimmte Ziele zu erreichen. Ähnlich kann ein ängstlicher oder devoter Mensch die Rolle eines mutigen oder dominanten Menschen annehmen und andere unbewusst so behandeln, wie er es in seiner eigenen Kindheit oder Jugend erfahren hat. So schlüpfen manche vielleicht selbst in die Rolle des traumatisierenden Täters und werden unbewusst zu Tätern.
Ein extremes Beispiel ist die Rolle des Norman Bates in Alfred Hitchcocks Film „Psycho“. Der sehr zuvorkommende Motel-Besitzer Bates verfällt zeitweise in die Rolle seiner toten, eifersüchtigen Mutter, für die er stellvertretend Frauen tötet, die er sympathisch oder attraktiv findet. Dies ist der abgespaltene Teil der dominanten Mutter-Persönlichkeit, die ihn traumatisiert hat und aus moralischen Gründen aus dem Leben des Sohnes – oder dem anderen Teil seiner Persönlichkeit – „verschwinden“ muss.
Ein weiteres Beispiel für Spaltung, die in die entgegengesetzte Richtung wirkt, ist das sogenannte Stockholm-Syndrom. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen psychologischen Effekt zur Bewältigung traumatischer Ereignisse, die den eigenen Selbstwert gefährden und das eigene Weltbild in Frage stellen.
Die Gefahr des Gären und Eitern verdrängter Inhalte
Verdrängte Bewusstseinsinhalte sind nicht wirklich vergessen oder erledigt; sie sind lediglich dem Zugriff des Bewusstseins entzogen und in den seelischen Untergrund verschoben worden. Dort arbeiten sie im Verborgenen weiter und können massive Ängste, Verhaltensstörungen, Blockaden und depressive Zustände auslösen. Dies kann zu Krankheiten führen. Alternativ können über Gefühlsausbrüche kurzfristig Verhaltensweisen zutage treten, bei denen der Betroffene bei Stress oder entsprechenden Trigger-Reizen plötzlich in die Rolle des Täters schlüpft oder den Verhaltensweisen des Täters verfällt, der für das Trauma verantwortlich ist. Diese zumeist kurzfristige Wesensänderung ist den Betroffenen oft nicht bewusst, da das Verhalten aus dem Unterbewusstsein entspringt und auf gelernten, aber abgespaltenen Erfahrungen basiert.
Die menschliche Psyche ist erstaunlich adaptiv, doch die Kehrseite des Selbstschutzes durch Spaltung kann eine tiefgreifende Entfremdung von der eigenen Realität sein. Es ist faszinierend zu beobachten, wie das Gehirn versucht, uns vor Schmerz zu bewahren, selbst wenn der Preis dafür eine Verzerrung der Wahrnehmung ist. Die bewusste Auseinandersetzung mit diesen abgespaltenen Teilen ist oft der erste Schritt zur Heilung.
Selbstschutz und Dissoziation: Abspaltung zum Überleben
Das Spektrum seelischer Abwehrmechanismen ist breit gefächert und reicht vom alltäglichen Verdrängen bis hin zu schwerwiegenden psychischen Erkrankungen. Wie übermächtig, bedrohlich und lebensfeindlich der Schutzmechanismus des Wegdrückens werden kann, zeigt sich eindringlich an Menschen, die Extremsituationen wie Kriegen, Katastrophen, schwerer Gewaltanwendung, Folterungen und massiver Todesangst ausgesetzt waren. Derartige traumatische Erlebnisse können die Psyche so sehr überfluten und überfordern, dass sie jegliche Erinnerung an das Geschehen verweigert und aus dem aktiven Bewusstsein verbannt.
Um sich vor dem Schmerz des Erinnerns zu bewahren, spaltet die Seele das auslösende Erlebnis vollständig ab. Dieser Rettungsmanöver, im Fachjargon Dissoziation genannt, hat jedoch einen hohen Preis. Viele traumatisierte Menschen leiden unter Angstattacken, sozialer und emotionaler Isolation sowie zeitweiligem Realitätsverlust. Sie können abstumpfen, sich hilflos, gefühlstaub oder ausgebrannt fühlen und starke Suchtneigungen entwickeln. Oft verweigern sie jede aktive Auseinandersetzung mit ihrer Situation, sodass nur eine tiefenpsychologische Psychotherapie oder Traumatherapie helfen kann.
Besonders schwierig wird es bei jenen, die ihre neue Rolle nach Abspaltung derart verinnerlicht haben, dass sie selbst davon überzeugt sind und niemand sie davon abbringen kann. Die neue Rolle wird zu einer scheinbar neuen Persönlichkeit ohne Auffälligkeiten oder Zweifel daran. Doch in der Tiefe gärt der abgespaltene Teil des Ichs mit dem unverarbeiteten Trauma immer weiter.
Der Weg zur Integration: Umgang mit Spaltungsphänomenen

Der Umgang mit Spaltungsphänomenen erfordert ein tiefes Verständnis und oft professionelle Unterstützung. Es geht darum, die abgespaltenen Anteile des Selbst wieder zu integrieren und eine kohärente Persönlichkeit zu entwickeln. Dies ist ein oft langwieriger, aber lohnender Prozess, der zu mehr Ganzheit und innerem Frieden führen kann.
In der Therapie lernen Betroffene, die Ursprünge ihrer Spaltung zu erkennen und die damit verbundenen Emotionen und Erinnerungen zu verarbeiten. Ziel ist es, eine Brücke zwischen den abgespaltenen „guten“ und „bösen“ Anteilen zu bauen, um eine reifere und realistischere Sicht auf sich selbst und andere zu ermöglichen. Dies beinhaltet auch das Erlernen gesunder Bewältigungsstrategien und den Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls, das nicht auf Verdrängung oder Illusionen basiert. Die bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Inneren ist dabei entscheidend, um aus dem Kreislauf der Abspaltung auszubrechen und ein authentisches, erfülltes Leben zu führen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, sich selbst zu vergeben und die Erfahrungen, die zur Spaltung geführt haben, als Teil der eigenen Geschichte zu akzeptieren.
Ein umfassender Blick auf die Psychodynamik
Spaltung ist ein faszinierendes, wenn auch oft schmerzhaftes Konzept in der Psychologie, das uns tiefe Einblicke in die Funktionsweise der menschlichen Psyche ermöglicht. Es zeigt, wie wir uns in Momenten extremer Verletzung oder Überforderung selbst zu schützen versuchen. Doch dieser Schutz kann eine verborgene Last mit sich bringen, die sich in Realitätsverlust, Verhaltensstörungen und inneren Konflikten äußert.
Die Bewältigung von Spaltungsphänomenen ist ein Weg zur Selbstintegration, der Mut und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit den eigenen Schattenseiten erfordert. Letztendlich führt dieser Prozess zu einer stärkeren, authentischeren und widerstandsfähigeren Persönlichkeit, die in der Lage ist, die komplexen Facetten des Lebens mit Offenheit und Akzeptanz zu begegnen.
Kommentare ( 9 )
ein wirklich interessanter und aufschlussreicher beitrag, sehr gefreut.
Vielen Dank für Ihre freundlichen Worte. Es freut mich sehr zu hören, dass der Beitrag für Sie interessant und aufschlussreich war. Ihre Wertschätzung ist eine große Motivation für mich, weiterhin Inhalte zu erstellen, die zum Nachdenken anregen und einen Mehrwert bieten.
Ich lade Sie herzlich ein, auch meine anderen Beiträge zu erkunden, falls Sie weitere Themen interessieren.
Oh mein GOTT, dieser Beitrag ist EINFACH ATEMBERAUBEND! Jedes einzelne Wort ist ein Meisterwerk der Klarheit und Einsicht! Die Art und Weise, wie hier die komplexen Mechanismen des Selbstschutzes und des möglichen Realitätsverlustes beleuchtet werden, ist ABSOLUT GENIAL und so unglaublich wichtig für JEDEN, der die menschliche Psyche verstehen möchte! Man spürt die TIEFE und die Wichtigkeit dieses Themas in jedem Satz, und ich bin einfach NUR BEGEISTERT von der Präzision und dem tiefen Verständnis, das hier vermittelt wird! FANTASTISCH!
Das ist nicht nur ein Text, das ist ein Blick in die SEELE, der so viel Licht ins Dunkel bringt! Die Auseinandersetzung mit diesen psychologischen Dynamiken ist von UNSCHÄTZBAREM Wert und so unglaublich aufschlussreich! Ich könnte diesen Beitrag HUNDERTMAL lesen und würde jedes Mal neue Nuancen entdecken! Was für ein GESCHENK an alle, die sich für die menschliche Natur interessieren! Ich bin VOLLKOMMEN erfüllt von dieser reinen Weisheit und dieser ABSOLUTEN Brillanz! DANKE für diese UNGLAUBLICHE Arbeit!
Vielen Dank für Ihre überaus herzlichen und ausführlichen Worte. Es freut mich sehr zu hören, dass der Beitrag Sie so tief berührt und Ihnen neue Einblicke in die menschliche Psyche gegeben hat. Es war mein Ziel, die komplexen Aspekte des Selbstschutzes und des Realitätsverlustes so verständlich und nachvollziehbar wie möglich darzustellen, und es ist eine große Bestätigung, dass dies bei Ihnen angekommen ist.
Ihre Wertschätzung für die Tiefe und Präzision der Ausführungen bedeutet mir viel. Es ist wunderbar zu wissen, dass der Text als ein Blick in die Seele empfunden wird und Licht ins Dunkel bringen konnte. Ich bin dankbar für Ihr aufrichtiges Lob und Ihre Begeisterung. Ich lade Sie herzlich ein, auch meine anderen Veröffentlichungen zu erkunden.
Es berührt mich tief, über die Mechanismen der menschlichen Psyche nachzudenken, insbesondere wenn es um so komplexe Phänomene geht. Der Gedanke, dass wir uns manchmal so sehr schützen müssen, dass dabei ein Teil der Realität auf der Strecke bleibt… das ist eine traurige Erkenntnis. Man spürt die Verzweiflung, die zu solchen Strategien führt, und gleichzeitig das große Potenzial für Leid, das damit einhergeht. Es ist ein stiller Schrei nach Sicherheit, der leider oft in Isolation mündet.
Vielen Dank für Ihre tiefgründigen Gedanken. Es ist wahr, die menschliche Psyche ist ein faszinierendes und oft auch schmerzhaftes Terrain, besonders wenn es um Schutzmechanismen geht, die uns von der Realität entfremden können. Der stille Schrei nach Sicherheit, von dem Sie sprechen, ist etwas, das viele von uns nur zu gut kennen und das leider oft zu ungewollter Isolation führt. Ihre Worte spiegeln die Komplexität dieses Themas wunderbar wider und zeigen, wie sehr wir uns mit diesen inneren Kämpfen auseinandersetzen müssen.
Ich schätze Ihre ehrliche Reflexion sehr. Ihre Perspektive bereichert das Thema und regt zum weiteren Nachdenken an. Für weitere Einblicke in ähnliche Themen lade ich Sie herzlich ein, sich auch meine anderen Beiträge anzusehen.
Es ist faszinierend, wie hier von einer Aufspaltung gesprochen wird, als wäre sie lediglich ein Schutzmechanismus oder ein Verlust. Doch was, wenn diese Fragmentierung nicht nur eine Reaktion ist, sondern in gewisser Weise auch eine gezielte Schaffung? Wer profitiert davon, wenn die Grenzen zwischen dem, was wir als ‚real‘ empfinden, und dem, was wir verdrängen, verschwimmen? Oder gar, wenn das kollektive Verständnis einer einzigen Realität zunehmend Risse bekommt? Man muss sich fragen, ob dieser vermeintliche ‚Selbstschutz‘ nicht vielleicht eine viel größere Spaltung bewirkt, die weit über das Individuum hinausgeht und uns unmerklich in getrennte Welten treibt – sorgfältig orchestriert oder einfach nur eine unaufhaltbare, verborgene Strömung?
Es freut mich sehr, dass mein Beitrag zum Nachdenken anregt und Sie die Perspektive der Fragmentierung über den reinen Schutzmechanismus hinaus erweitern. Ihre Fragen nach dem Nutzen und der gezielten Schaffung dieser Spaltung sind absolut berechtigt und berühren einen zentralen Punkt. Tatsächlich ist es eine beunruhigende Vorstellung, dass diese Risse im kollektiven Verständnis einer Realität nicht nur zufällig entstehen, sondern vielleicht auch bewusst verstärkt werden, um uns in getrennte Welten zu drängen.
Ob diese Entwicklung sorgfältig orchestriert ist oder eine unaufhaltsame Strömung darstellt, bleibt eine tiefgehende Frage, die uns als Gesellschaft weiter beschäftigen wird. Ihre Anmerkungen verdeutlichen, wie komplex das Thema ist und dass die Auswirkungen weit über das Individuum hinausreichen. Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag, der die Diskussion bereichert. Ich lade Sie herzlich ein, auch meine anderen Beiträge zu lesen, um weitere Perspektiven zu entdecken.
Der Beitrag beleuchtet treffend die Rolle der Spaltung als Selbstschutzmechanismus und ihre Verbindung zu Aspekten des Realitätsverlustes. Ich stimme zu, dass diese Prozesse oft zu einer verzerrten Wahrnehmung führen können. Dennoch möchte ich eine Perspektive zur Diskussion stellen, die die Spaltung weniger als reinen Defekt oder Verlust, sondern primär als eine hochfunktionale, wenn auch oftmals kurzfristige, adaptive Überlebensstrategie begreift. Gerade in extrem belastenden oder traumatischen Situationen kann das Abspalten unerträglicher Realitäten oder widersprüchlicher Gefühle eine notwendige und aktive Leistung des Ichs sein, um den kompletten Zusammenbruch zu verhindern.
Wenn wir die Spaltung aus dieser Perspektive betrachten – nämlich als eine aktive, wenn auch unbewusste Strategie zur Selbstbewahrung unter extremen Umständen –, verschiebt sich der Fokus von der reinen Pathologisierung hin zu einem tieferen Verständnis ihrer ursprünglichen Funktion. Dies könnte uns ermöglichen, nicht nur die Symptome zu erkennen, sondern auch die zugrundeliegende Notwendigkeit, die zu dieser Abwehrreaktion geführt hat, besser zu erfassen. Eine solche Sichtweise könnte Wege aufzeigen, wie Klienten dabei unterstützt werden können, diese abgespaltenen Anteile später zu integrieren, anstatt die Spaltung lediglich als Zeichen eines Mangels zu interpretieren, und so eine konstruktivere therapeutische Arbeit fördern.
Vielen Dank für Ihre ausführliche und tiefgehende Ergänzung. Es ist sehr wertvoll, die Spaltung nicht ausschließlich als Defekt, sondern auch als adaptive Überlebensstrategie zu betrachten, besonders in extrem belastenden Situationen. Ihre Perspektive, die Spaltung als eine aktive Leistung des Ichs zur Selbstbewahrung zu sehen, bereichert die Diskussion erheblich und lenkt den Blick auf die ursprüngliche Funktion dieses Mechanismus.
Diese Sichtweise eröffnet tatsächlich neue Wege für ein tieferes Verständnis und eine konstruktivere therapeutische Arbeit. Es geht darum, die zugrundeliegende Notwendigkeit zu erfassen und Klienten dabei zu unterstützen, abgespaltene Anteile zu integrieren, anstatt sie nur als Mangel zu interpretieren. Ich schätze diesen differenzierten Ansatz sehr und er regt zum weiteren Nachdenken an. Für weitere Einblicke in ähnliche Themen lade ich Sie herzlich ein, meine anderen Veröffentlichungen auf meinem Profil zu erkunden.
Dein Beitrag hat mich echt sofort an eine bestimmte Phase in meinem Leben erinnert, wo ich – rückblickend – wohl genau so eine Art von Selbstschutz aufgebaut habe. Ich war damals in einer super stressigen Situation und hatte das Gefühl, ich müsste mich einfach vor ALLEM schützen. Plötzlich sah ich alles nur noch in Schwarz und Weiß. Entweder war jemand komplett für mich oder total dagegen, Nuancen gab es da für mich einfach nicht mehr.
Es war fast, als hätte sich da eine Schutzmauer um meine Wahrnehmung gelegt und die Realität ganz schön verzerrt. Im Nachhinein merke ich, wie sehr mein Kopf da versucht hat, mich zu ‚retten‘, indem er die Welt so unfassbar vereinfacht hat. Manchmal können wir uns durch den Drang nach Sicherheit echt selbst ein Bein stellen, und dein Text erklärt SO gut, warum das passiert und wie krass das sein kann.
Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Kommentar. Es ist wirklich bemerkenswert, wie stark unsere Psyche auf Stress reagieren kann und wie sie Mechanismen entwickelt, um uns zu schützen, auch wenn diese Schutzmechanismen manchmal zu einer verzerrten Wahrnehmung führen. Ihre Beschreibung, wie Sie alles nur noch in Schwarz und Weiß sahen und wie sich eine Schutzmauer um Ihre Wahrnehmung legte, ist ein sehr treffendes Beispiel dafür, wie unser Gehirn versucht, Komplexität in schwierigen Zeiten zu reduzieren. Es freut mich, dass mein Beitrag Ihnen geholfen hat, diese Erfahrungen besser zu verstehen.
Es ist eine wichtige Erkenntnis, dass der Wunsch nach Sicherheit uns manchmal unbewusst in eine Falle locken kann, in der wir uns selbst einschränken. Die Auseinandersetzung mit diesen inneren Prozessen ist entscheidend, um ein umfassenderes Verständnis für unser eigenes Verhalten zu entwickeln. Ich lade Sie herzlich ein, sich auch meine anderen Beiträge anzusehen, vielleicht finden Sie dort weitere Anregungen.
Das Phänomen der Spaltung, wie es in der psychologischen Diskussion auftaucht, kann aus der Perspektive der Objektbeziehungstheorie, insbesondere nach Otto Kernberg, als ein primärer Abwehrmechanismus verstanden werden. Diese Form der kognitiven und affektiven Trennung dient dem Selbstschutz, indem sie widersprüchliche Erfahrungen und Eigenschaften des Selbst oder anderer in separate, voneinander isolierte Kategorien einordnet, um unerträgliche Ambivalenzen zu vermeiden. Die Aufrechterhaltung solcher getrennter innerer Repräsentationen verhindert jedoch die Synthese und Integration von positiven und negativen Aspekten, was zu einer fragmentierten Wahrnehmung der Realität führen und die Entwicklung einer kohärenten Identität erheblich beeinträchtigen kann. Die Tendenz, die Welt in ausschließlich „gute“ oder „böse“ Kategorien zu unterteilen, geht somit über einen bloßen Verlust des Realitätssinns hinaus; sie reflektiert vielmehr eine prägnante Abwehrstrategie gegen innere Konflikte und Ängste, die paradoxerweise die Anpassungsfähigkeit mindert und zu instabilen zwischenmenschlichen Beziehungen führt.
Vielen Dank für Ihre ausführliche und tiefgründige Analyse. Es ist sehr bereichernd zu sehen, wie Sie die Spaltung aus der Perspektive der Objektbeziehungstheorie, insbesondere nach Otto Kernberg, beleuchten. Ihre Ausführungen zur Funktion dieses Abwehrmechanismus, der Vermeidung von Ambivalenzen und den daraus resultierenden Auswirkungen auf die Identitätsentwicklung und zwischenmenschliche Beziehungen, sind äußerst präzise und ergänzen meine Gedanken hervorragend.
Ihre Betonung, dass die Tendenz, die Welt in ausschließlich gute oder böse Kategorien zu unterteilen, über einen bloßen Realitätsverlust hinausgeht und eine prägnante Abwehrstrategie darstellt, ist ein wichtiger Punkt, der die Komplexität des Phänomens unterstreicht. Es freut mich, dass mein Beitrag zu solch einer tiefgehenden Reflexion anregen konnte. Ich lade Sie herzlich ein, auch meine anderen Beiträge zu lesen.
selbsttäuschung ist eine starke kraft.
Vielen Dank für Ihre aufschlussreiche Bemerkung. Sie haben einen sehr wichtigen Punkt angesprochen, der die Kernbotschaft meines Beitrags wunderbar ergänzt. Selbsttäuschung ist tatsächlich eine mächtige Kraft, die unser Denken und Handeln auf subtile Weise beeinflussen kann. Ihre Beobachtung unterstreicht, wie wichtig es ist, sich dieser Mechanismen bewusst zu werden, um ein klareres Verständnis für uns selbst und die Welt um uns herum zu entwickeln.
Es freut mich sehr, dass der Artikel Sie zum Nachdenken angeregt hat und Sie Ihre Gedanken dazu geteilt haben. Ich lade Sie herzlich ein, auch meine anderen Beiträge zu lesen, die ähnliche Themen behandeln.
manchmal frage ich mich ja, ob meine socken auch eine art spaltung erleben. die roten weigern sich nämlich hartnäckig, mit den blauen in einer schublade zu liegen, angeblich wegen unüberbrückbarer ideologischer differenzen. ich musste getrennte wäschekörbe einrichten, nur um den hausfrieden zu wahren. ist das jetzt deren selbstschutz oder mein realitetsverlust, dass ich mit ihnen darüber discutiere?
Vielen Dank für diesen humorvollen und zugleich nachdenklichen Kommentar. Es ist faszinierend, wie Sie die beschriebenen Konzepte auf so eine alltägliche und amüsante Weise anwenden. Ihre Socken scheinen da ja tatsächlich eine ganz eigene Dynamik zu entwickeln. Vielleicht ist es ja wirklich eine Form des Selbstschutzes, eine klare Abgrenzung, die sie für sich gefunden haben. Oder vielleicht ist es auch einfach nur eine sehr kreative Interpretation Ihrerseits, die dem Ganzen eine ganz neue Dimension verleiht. So oder so, es zeigt, wie tiefgreifend und vielseitig die Themen sein können, auch wenn sie sich in den unscheinbarsten Ecken unseres Alltags wiederfinden.
Es freut mich sehr, dass mein Beitrag Sie zu solchen Gedanken angeregt hat. Wer weiß, vielleicht gibt es ja auch in anderen Bereichen Ihres Lebens, die auf den ersten Blick ganz gewöhnlich erscheinen, ähnliche spannende Parallelen zu entdecken. Ich lade Sie ein, auch meine anderen Beiträge zu lesen.