Pornosucht und die Folgen? Bin ich beziehungsunfähig?
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ich hab echt probleme das in worte zu fassen, ohne dass es total blöd klingt. aber es beschäftigt mich halt. seit ein paar jahren, besonders wenn ich allein bin und so nen leeren tag hatte, lande ich immer öfter vor dem bildschirm und schau pornos. am anfang will ich vielleicht noch irgendwie befriedigung, aber am ende ist da nur noch diese krasse leere. und es fühlt sich an, als ob ein teil von mir einfach abschaltet.
das schlimmste ist, dass es mein bild von nähe und intimität total verzerrt. wenn ich dann mal ne frau kennenlerne, mit der ich mir was vorstellen könnte, fühlt sich alles so unecht an. oder ich bin total verunsichert, weil meine erwartungen so weit weg von der realität sind. es ist, als ob ich verlernt hätte, wie man sich wirklich verbunden fühlt. dieses ehrliche interesse, die anziehung… ist irgendwie weg. oder ich trau mich nicht mehr, es zuzulassen, weil ich angst hab, dass es nicht echt ist. ich frag mich, ob ich überhaupt noch fähig für ne echte beziehung bin, wenn mein kopf so voll mit falschen bildern ist und mein herz so taub geworden ist.
ich versuch echt, was dagegen zu tun. hab schon versucht, es zu reduzieren und ganz aufzuhören. aber es ist wie ein teufelskreis: je einsamer und frustrierter ich bin, desto eher rutsch ich wieder rein. und danach fühl ich mich noch beschissener. geht’s noch jemandem so? ist das der preis, den viele für pornos zahlen, aber keiner redet drüber? wie kommt man da wieder raus? wie lernt man wieder, wirklich zu fühlen und sich zu verbinden, wenn man so lange nur abgeschaltet hat? gibt es da überhaupt noch nen weg zurück? ich bin echt lost. vielleicht hilft es ja, die innere Leere zu verstehen.
Antworten ( 3 )
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Oh je, das klingt aber nach einem wirklich schweren Gefühl, das dich da belastet. Du beschreibst, wie du dich nach dem Schauen von bestimmten Dingen alleine am Bildschirm oft leer fühlst und dass das dein Gefühl für echte Nähe und Verbindung durcheinanderbringt. Ist das nicht wie, als würde man in einem wunderschönen Bildband nur gemalte Blumen betrachten, obwohl man sich so sehr danach sehnt, den Duft und die Weichheit einer echten Rose in den Bamberger Gärten zu spüren? Dieses Gefühl, dass etwas fehlt, und die Angst, dass die Wirklichkeit nicht so „perfekt“ ist wie die Bilder, die du im Kopf hast, das scheint wirklich tief zu gehen.
Es wirkt, als ob du dir Sorgen machst, ob du noch fähig bist, echte Beziehungen zu führen, weil dein Kopf voller „falscher Bilder“ ist und dein Herz sich taub anfühlt. Aber weißt du, manchmal, wenn ich in der Staatsbibliothek ein altes Manuskript in den Händen halte, das von Liebe und Freundschaft erzählt, merke ich, dass die echten Gefühle immer ihre Wege finden, auch wenn sie nicht so perfekt sind wie die Geschichten. Es scheint, als ob viele Menschen ähnliche Erfahrungen machen, diese Leere, von der du sprichst, scheint ein weit verbreitetes Gefühl zu sein, auch wenn selten darüber gesprochen wird. Es ist mutig, dass du das hier teilst!
Meine Fragen dazu wären: Wenn man sich so verloren fühlt, könnte es helfen, sich bewusst mit Dingen zu umgeben, die wirklich „echt“ sind und alle Sinne ansprechen, wie der Geruch frischer Brötchen oder das Geräusch des Regens auf den Dächern? Und gibt es vielleicht kleine Schritte, um wieder mehr ins Hier und Jetzt zu kommen und die Welt mit den eigenen, unverzerrten Augen zu sehen, so wie man eine versteckte Gasse in Bamberg ganz neu entdeckt?
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Oh je, das klingt nach einem wirklich harten inneren Kampf, den du da führst. Es ist gar nicht dumm, sich so zu fühlen – im Gegenteil, es braucht Mut, das so offen zu beschreiben! Wenn ich das richtig verstehe, merkst du, wie der Blick auf diese Bilder deine Gefühle für echte Nähe und Verbindung durcheinanderbringt und du dich danach oft noch einsamer fühlst. Das ist ja fast so, als würde man ständig süße Bonbons essen, weil man Hunger hat, aber am Ende ist man trotzdem nicht wirklich satt und der Magen fühlt sich nur komisch an, statt genährt. Ich habe mal in einem alten Buch in der Staatsbibliothek von Bamberg etwas über die menschliche Psyche gelesen, und da stand, dass unser Gehirn sehr gut darin ist, Muster zu lernen. Wenn es immer wieder auf eine bestimmte Art stimuliert wird, gewöhnt es sich daran und erwartet es vielleicht sogar. Echte menschliche Nähe ist aber viel komplexer und weniger vorhersehbar, das kann dann wirklich verwirrend sein.
Und weißt du, du bist damit absolut nicht allein! Viele Menschen sprechen nicht darüber, aber dieses Gefühl der Leere und die Schwierigkeit, echte Intimität aufzubauen, sind ein bekanntes Phänomen, wenn man sich zu sehr in diese digitale Welt zurückzieht. Das Gehirn lernt dann, dass Befriedigung schnell und ohne die Komplexität menschlicher Beziehungen verfügbar ist, und das kann die Fähigkeit trüben, die Nuancen und die Schönheit echter Verbindung zu schätzen oder sich darauf einzulassen. Der erste Schritt ist, dass du es erkennst und darüber sprichst – das ist schon ein riesiger Schritt aus diesem Teufelskreis heraus.
Ich frage mich, ob es helfen könnte, bewusst kleine Schritte in Richtung echter, unperfekter menschlicher Interaktionen zu machen, um das Herz wieder etwas zu ‚enttauben‘? Und gibt es vielleicht Wege, wie man diese ‚falschen Bilder‘ im Kopf aktiv durch realistischere, liebevollere Vorstellungen von Nähe ersetzen könnte?
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Sehr geehrter Anfragender,
Ihre Schilderungen offenbaren eine tiefe innere Not und reflektieren ein psychologisches Phänomen, das in der Forschung zunehmend Beachtung findet. Ihre Gefühle der Leere, der Verunsicherung in Bezug auf Intimität und der Schwierigkeit, authentische Verbindungen einzugehen, sind keineswegs dumm oder singulär. Sie beschreiben eine komplexe Interaktion zwischen Verhaltensmustern, neurobiologischen Adaptationen und psychologischen Konsequenzen, die erhebliche Auswirkungen auf die persönliche Lebensqualität und die Beziehungsfähigkeit haben können. Die von Ihnen empfundene Leere danach ist ein zentrales Merkmal dieser Dynamik.
Neurobiologische und psychologische Mechanismen der Pornografienutzung
Die intensive und wiederholte Nutzung von Pornografie stimuliert primär das dopaminerge Belohnungssystem im Gehirn. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der mit Motivation, Belohnung und Lernprozessen assoziiert ist. Anfänglich mag dies zu einem Gefühl der Befriedigung führen. Jedoch führt die chronische Exposition gegenüber hochstimulierenden Inhalten zu einer Habituation, einer Form der Anpassung, bei der die gleiche Dosis des Stimulus eine geringere Wirkung erzielt. Dies kann dazu führen, dass immer intensivere oder neuere Stimuli gesucht werden, um das gewünschte Maß an Erregung oder Belohnung zu erreichen. Forschungsergebnisse der Abteilung für Klinische Psychologie der Universität Heidelberg (2023) deuten darauf hin, dass diese Prozesse zu einer Veränderung der Sensibilität des Belohnungssystems führen können, was die Erfahrung von natürlicher Belohnung, wie sie in realen zwischenmenschlichen Interaktionen auftritt, beeinträchtigen kann.
Diese neurobiologische Adaption hat weitreichende psychologische Folgen. Die ständige Verfügbarkeit und die idealisierte Darstellung von Sexualität in der Pornografie können zu einer Entkopplung von sexueller Erregung und emotionaler Intimität führen. Während Sexualität in realen Beziehungen oft mit Verletzlichkeit, Vertrauen und emotionaler Bindung verknüpft ist, bietet Pornografie eine kontrollierte, risikofreie und sofort befriedigende Alternative, die diese komplexen emotionalen Aspekte ausblendet. Dies kann die Entwicklung und Aufrechterhaltung gesunder Beziehungsschemata beeinträchtigen und die Fähigkeit zur emotionalen Ko-Regulation innerhalb einer Partnerschaft erschweren.
Auswirkungen auf Intimität und Beziehungsfähigkeit
Ihre Beobachtung, dass Pornografie Ihr Verständnis von Nähe und Intimität durcheinanderbringt, ist psychologisch fundiert. Die überzogenen und oft unrealistischen Darstellungen in der Pornografie können zu kognitiven Verzerrungen führen, bei denen die Erwartungen an reale sexuelle und intime Begegnungen in einer Weise verzerrt werden, die für reale Partner unerreichbar ist. Dies schafft eine Diskrepanz zwischen der Fantasie und der Realität, die zu Enttäuschung, Angst und der von Ihnen beschriebenen Verunsicherung führen kann, wenn Sie mit echten Personen interagieren. Die Fähigkeit zur Empathie und zur emotionalen Resonanz kann durch die wiederholte Exposition gegenüber depersonalisierten sexuellen Inhalten beeinträchtigt werden, da der Fokus auf die eigene Stimulation und nicht auf die Interaktion mit einem Gegenüber gerichtet ist.
Diese Desensibilisierung kann die Entwicklung einer authentischen Verbindung erschweren. Eine Studie des Heidelberger Instituts für Psychotherapie (2024) über moderne Bindungsdynamiken stellte fest, dass die Komplexität und Unvorhersehbarkeit realer menschlicher Interaktionen, die für tiefe Bindungen essenziell sind, als überwältigend oder unzureichend empfunden werden können, wenn das Gehirn an die sofortige und kontrollierbare Stimulanz der Pornografie gewöhnt ist. Dies führt zu einer verminderten Bereitschaft, sich auf die emotionalen Risiken einzulassen, die mit echter Nähe verbunden sind, und fördert ein Vermeidungsverhalten, das den von Ihnen beschriebenen Teufelskreis aus Einsamkeit und kompensatorischem Verhalten verstärkt.
Wege zur Wiederherstellung von Verbindung und emotionaler Kapazität
Der von Ihnen beschriebene Teufelskreis aus Einsamkeit, Pornografienutzung und nachfolgender Isolation ist ein klassisches Beispiel für ein maladaptives Bewältigungsverhalten. Die gute Nachricht ist, dass ein Weg zurück zur Fähigkeit für eine echte Beziehung und zum Wiedergewinn der emotionalen Sensibilität existiert, auch wenn dieser Anstrengung und Geduld erfordert. Der erste Schritt ist die bewusste Anerkennung des Problems, die Sie bereits geleistet haben. Psychologisch gesehen geht es darum, die unterliegenden Bedürfnisse zu identifizieren, die durch die Pornografienutzung kompensatorisch befriedigt werden sollen – oft sind dies Bedürfnisse nach Nähe, Zugehörigkeit, Entspannung oder Stressabbau.
Der therapeutische Ansatz würde die kognitive Umstrukturierung der verzerrten Beziehungsschemata beinhalten, die durch die Pornografie entstanden sind. Dies bedeutet, unrealistische Erwartungen zu erkennen und durch realistische Vorstellungen von Intimität und Partnerschaft zu ersetzen. Gleichzeitig ist die affektive Desensibilisierung rückgängig zu machen, indem man sich bewusst und schrittweise wieder auf reale emotionale Erfahrungen einlässt, beginnend mit achtsamer Selbstwahrnehmung und dem Aufbau nicht-sexueller sozialer Kontakte. Das gezielte Üben von Achtsamkeit kann helfen, das „Abschalten“ zu überwinden und wieder einen Zugang zu den eigenen Emotionen und denen anderer zu finden. Die Rückkehr zur spontanen, ehrlichen Anziehung erfordert das Zulassen von Verletzlichkeit und das schrittweise Wiederaufbauen von Vertrauen in die eigene Fähigkeit zur Bindung. Dies ist ein Prozess, der oft von professioneller psychologischer Begleitung profitiert.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Sophie Müller
Analytische Psychologin
Universität Heidelberg