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Erich Fromm: Die Kunst des Liebens – Ein Wegweiser

Erich Fromm: Die Kunst des Liebens – Ein Wegweiser

In unserer modernen Welt wird Liebe oft als ein magisches Gefühl betrachtet, das uns einfach widerfährt, wenn wir den „Richtigen“ oder die „Richtige“ finden. Doch was, wenn Liebe keine passive Erfahrung, sondern eine aktive Fähigkeit ist? Der renommierte Sozialpsychologe und Philosoph Erich Fromm stellte in seinem bahnbrechenden Werk „Die Kunst des Liebens“ genau diese Frage. Er argumentierte, dass Liebe nicht nur ein Gefühl ist, dem man sich hingibt, sondern eine Kunst, die wie jede andere Kunst gemeistert werden muss – durch Wissen und Anstrengung.

Dieser Artikel taucht tief in Fromms kritische Analyse der modernen Liebe ein. Wir beleuchten, warum er viele zeitgenössische Beziehungen als „Pseudoliebe“ bezeichnete und welche Faktoren seiner Meinung nach zum Verfall der Liebe in der westlichen Gesellschaft beitragen. Dabei untersuchen wir die Unterscheidung zwischen Verliebtheit und reifer Liebe, die Bedeutung der Selbstliebe und die praktischen Elemente, die notwendig sind, um die Kunst des wahren Liebens zu erlernen und zu leben. Begleiten Sie uns auf einer Reise zu Fromms zeitlosen Einsichten, die auch heute noch von großer Relevanz sind.

Der Verfall der Liebe in der modernen Gesellschaft

Erich Fromm: Die Kunst des Liebens – Ein Wegweiser

Erich Fromm diagnostizierte einen tiefgreifenden Wandel im Verständnis und Erleben von Liebe in der modernen westlichen Gesellschaft. Er sah, wie die Prinzipien des Kapitalismus und Konsumismus die menschlichen Beziehungen durchdrangen. Menschen und Beziehungen wurden zu Objekten auf einem „Markt“, deren Wert nach äußeren Merkmalen und Nützlichkeit bemessen wird. Dieses Denken führt zu einer Entfremdung des Menschen von sich selbst, von anderen und von der Natur.

Fromm beschreibt, dass viele Beziehungen in dieser entfremdeten Welt zu Formen der sogenannten „Pseudoliebe“ verkommen. Anstatt einer tiefen Verbindung von Mensch zu Mensch, werden Beziehungen zu einem „Alleinsein zu zweit“ oder einem „égoisme à deux“. Die Partner suchen Zuflucht voreinander vor der unerträglichen Last des Alleinseins, bilden eine Art Pakt gegen die Außenwelt, verwechseln aber diese gegenseitige Abhängigkeit und diesen gemeinsamen Egoismus irrtümlich mit Liebe.

Was sind die Gründe für den Verfall der Liebe? Fromm sah die Ursachen in der gesellschaftlichen Struktur selbst. Der moderne Mensch, geformt durch die Anforderungen einer bürokratischen und konsumorientierten Welt, wird zu einem reibungslos funktionierenden Automaten, dessen Geschmack standardisiert und beeinflussbar ist. Das Glück wird im Konsum gesucht, im Einverleiben von Dingen, Menschen und Erlebnissen, anstatt in der produktiven Aktivität des Seins und Liebens. Die tiefe Sehnsucht nach Liebe bleibt, doch die Energie wird darauf verwendet, Erfolg, Prestige und materiellen Besitz zu erlangen – Ziele, die in dieser Gesellschaft als wichtiger gelten.

Verliebtheit versus reife Liebe: Ein entscheidender Unterschied

Ein zentraler Punkt in Fromms Analyse ist die Verwechslung von „sich verlieben“ und „lieben“. Das anfängliche Gefühl des Verliebtseins, das Aufbrechen der trennenden Mauern und der Moment des Einsseins, ist zweifellos eine berauschende Erfahrung. Doch diese Art der „Liebe“ ist oft nicht von Dauer. Sie entsteht oft aus der Erkenntnis der eigenen Einsamkeit und der Erleichterung, diese kurzzeitig zu überwinden. Wenn sich die Partner besser kennenlernen, schwindet der geheimnisvolle Charakter, und die anfängliche Begeisterung kann Enttäuschung und Langeweile weichen.

Fromm argumentiert, dass viele Menschen in diesem Stadium gefangen bleiben und ständig auf der Suche nach dem nächsten „Verliebtheits-Kick“ sind. Sie wechseln von Partner zu Partner, in der Illusion, die nächste Beziehung werde endlich die ersehnte, dauerhafte Erfüllung bringen. Dieses Verhalten wird oft durch sexuelles Begehren verstärkt, das kurzfristig die Illusion der Einheit erzeugt, aber ohne die Grundlage der Liebe Fremde einander ebenso fremd bleiben lässt wie zuvor.

Reife Liebe hingegen ist für Fromm etwas grundlegend anderes. Sie ist keine passive Erfahrung des Überwältigtwerdens, sondern eine bewusste, aktive Entscheidung und Haltung. Sie ist eine Vereinigung, bei der die eigene Integrität und Individualität bewahrt bleibt. Das Paradoxon der reifen Liebe ist, dass „zwei Wesen eins werden und trotzdem zwei bleiben“. Sie erfordert Charakterentwicklung und die Fähigkeit, die Wände niederzureißen, die uns von anderen trennen, um eine echte Verbindung einzugehen, ohne sich selbst dabei zu verlieren.

Die Grundelemente der reifen Liebe

Fromm identifiziert bestimmte Grundelemente, die in allen Formen reifer Liebe vorhanden sein müssen. Diese sind nicht nur auf die romantische Liebe beschränkt, sondern gelten auch für die Liebe zu den eigenen Kindern, zu Freunden und sogar für die Liebe zu Fremden. Diese Elemente sind:

  • Geben (Geben): Liebe ist in erster Linie Geben, nicht Nehmen. Geben bedeutet nicht Verzicht, sondern ist Ausdruck höchster Potenz. Im Akt des Gebens erlebe ich meine Stärke und meinen Reichtum, was mich mit Freude erfüllt.
  • Fürsorge (Care): Liebe ist die tätige Sorge für das Leben und das Wachstum dessen, was wir lieben. Wenn ich eine Rose liebe, gieße ich sie. Ohne Fürsorge gibt es keine Liebe.
  • Verantwortungsgefühl (Responsibility): Verantwortung bedeutet, dass ich bereit bin, auf die Bedürfnisse des anderen zu reagieren (respondere). Es ist ein freiwilliger Akt, keine Pflicht im Sinne einer auferlegten Last.
  • Achtung (Respect): Achtung bedeutet, den anderen so zu sehen, wie er wirklich ist, und seine einzigartige Individualität wahrzunehmen. Es bedeutet, sich darum zu kümmern, dass der andere wachsen und sich entfalten kann, und zwar um seiner selbst willen und auf seine eigene Weise.
  • Erkenntnis (Knowledge): Um den anderen achten zu können, muss ich ihn kennen. Erkenntnis geht über oberflächliche Merkmale hinaus und dringt zum Wesenskern des anderen vor. Sie erfordert Anstrengung und den Willen, die Illusionen über den anderen aufzugeben.

Diese Elemente zeigen, dass reife Liebe eine ständige Aktivität und ein Engagement ist, das über bloße Gefühle hinausgeht. Es geht darum, den anderen in seiner Tiefe zu erfahren und sich auf sein Wachstum einzulassen, während man gleichzeitig seine eigene Mitte bewahrt.

Selbstliebe als Fundament

Einer der vielleicht revolutionärsten Gedanken Fromms, der oft missverstanden wird, ist die zentrale Rolle der Selbstliebe. In der westlichen Kultur wird Selbstliebe oft mit Selbstsucht gleichgesetzt und negativ bewertet. Fromm argumentiert jedoch vehement, dass Selbstsucht und Selbstliebe Gegensätze sind. Der Selbstsüchtige kann weder andere noch sich selbst wirklich lieben. Er ist nur auf sich selbst bezogen, will alles nehmen und hat keine Freude am Geben.

Wahre Selbstliebe hingegen ist die Bejahung des eigenen Lebens, des eigenen Glücks, Wachstums und der eigenen Freiheit. Sie wurzelt in denselben Elementen wie die Liebe zu anderen: Fürsorge, Achtung, Verantwortungsgefühl und Erkenntnis – angewendet auf sich selbst. Fromm interpretiert das biblische Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ nicht als Aufforderung zur Selbstsucht, sondern als Bestätigung, dass die Liebe zu anderen untrennbar mit der Liebe und Achtung vor sich selbst verbunden ist. Nur wer sich selbst lieben kann, ist fähig, andere zu lieben.

Die Fähigkeit, aus der Mitte der eigenen Existenz heraus zu lieben und sich mit anderen aus deren Mitte zu verbinden, ist das Kennzeichen reifer Liebe. Es ist ein dynamischer Prozess, der Wachstum, Bewegung und Zusammenarbeit erfordert. Die Tiefe der Beziehung und die Lebendigkeit der Liebenden sind für Fromm die wahren Beweise für das Vorhandensein von Liebe.

Die Praxis der Liebe: Disziplin, Konzentration, Geduld und Glaube

Erich Fromm: Die Kunst des Liebens – Ein Wegweiser

Da Liebe eine Kunst ist, muss sie wie jede andere Kunst geübt werden. Fromm nennt vier notwendige Eigenschaften für die Praxis der Liebe:

  • Disziplin: Wie ein Künstler täglich übt, erfordert auch die Liebe tägliche Disziplin. Das bedeutet nicht, sich zu kasteien, sondern eine Struktur und Regelmäßigkeit in die Bemühungen um Wachstum und Verbindung zu bringen.
  • Konzentration: In einer modernen Welt voller Ablenkungen ist die Fähigkeit zur Konzentration entscheidend. Es bedeutet, im Moment präsent zu sein und sich voll und ganz auf den geliebten Menschen oder die Aufgabe zu konzentrieren, anstatt oberflächlich und zerstreut zu sein.
  • Geduld: Das Meistern jeder Kunst braucht Zeit und Geduld. Fortschritte in der Liebe geschehen nicht über Nacht. Es erfordert die Bereitschaft, Rückschläge hinzunehmen und den Prozess des Wachsens und Lernens anzunehmen.
  • Glaube: Liebe erfordert rationalen Glauben – nicht blinde Überzeugung, sondern das Vertrauen in die Realität der inneren Erfahrungen und der menschlichen Möglichkeiten. Es ist der Glaube an sich selbst, an die Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden, und der Glaube an das Potenzial des anderen.

Ein weiterer entscheidender Aspekt der Praxis der Liebe ist die Überwindung des Narzissmus. Der narzisstisch orientierte Mensch sieht nur das als real an, was in ihm selbst ist. Dinge und Menschen außerhalb seiner selbst haben nur Bedeutung, insofern sie für ihn von Nutzen oder Gefahr sind. Das Gegenteil von Narzissmus ist Objektivität – die Fähigkeit, Menschen und Dinge so zu sehen, wie sie sind. Die Fähigkeit zu lieben hängt maßgeblich von der Entwicklung von Demut, Objektivität und Vernunft ab.

Liebe erfordert auch Mut – den Mut, Risiken einzugehen, sich dem anderen ohne Garantie auszuliefern und die Bereitschaft, Schmerz und Enttäuschung hinzunehmen. Wer Sicherheit über alles stellt, kann die Kunst des Liebens nicht meistern.

Gedanken zu Fromms Vermächtnis

Erich Fromms „Die Kunst des Liebens“ bleibt auch Jahrzehnte nach seiner Erstveröffentlichung ein tiefgründiges und relevantes Werk.

Es fordert uns auf, unsere Vorstellungen von Liebe zu hinterfragen und sie als eine aktive, lebenslange Praxis anzuerkennen.

Über Mia BeckerProfessional

Ich heiße Mia Becker, bin 26 Jahre alt und lebe in Frankfurt. Nach meinem Studium der Kommunikationswissenschaft arbeite ich nun freiberuflich in der Marketingberatung und als Texterin. In meinen Artikeln setze ich mich intensiv mit sozialer Psychologie, digitaler Transformation und ihren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft auseinander.

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