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Emotionale Kompetenz: Der Schlüssel zu erfüllten Beziehungen

Emotionale Kompetenz: Der Schlüssel zu erfüllten Beziehungen

In unserer schnelllebigen Welt erleben viele Menschen einen tiefen Mangel an echter Verbindung und emotionaler Erfüllung. Dieser Mangel äußert sich oft in Burn-out-Syndromen, Depressionen oder auch in anhaltenden Beziehungskrisen. Hier setzt das psychologische Konzept der „Emotionalen Kompetenz“ (emotional literacy) an, um diese tiefer liegenden Ursachen zu erkennen und zu heilen. Es ist eine Weiterentwicklung der Transaktionsanalyse, die von Claude Steiner, einem engen Mitarbeiter von Eric Berne, seit den frühen 1970er Jahren maßgeblich geprägt wurde.

Emotionale Kompetenz zielt darauf ab, unser ureigenes menschliches Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung zu stillen. Es ist die Fähigkeit, nicht nur mit den eigenen Gefühlen angemessen umzugehen, sondern auch die Emotionen des Gegenübers tiefgreifend zu verstehen. Dadurch werden Beziehungen nicht manipuliert, sondern authentisch und erfüllend. Wo Kommunikation schwierig, unangenehm oder verwirrend geworden ist, schafft emotionale Kompetenz die dringend benötigte Klarheit und ebnet den Weg zu wahrer Verbundenheit.

Strokes: Die Währung der zwischenmenschlichen Anerkennung

Emotionale Kompetenz: Der Schlüssel zu erfüllten Beziehungen

Jede Interaktion, sei sie noch so klein, ist ein Austausch von „Strokes“ – Einheiten der zwischenmenschlichen Anerkennung und Zuwendung. Sie sind die subtilen, aber mächtigen Signale, die uns zeigen, dass wir von anderen wahrgenommen werden. Strokes können dabei sowohl positiv als auch negativ empfunden werden, abhängig von unserer individuellen Wahrnehmung und den Erfahrungen, die uns geprägt haben. Ob verbal oder nonverbal, ehrlich oder unehrlich, vergleichend oder abwertend – Strokes sind allgegenwärtig in unserer Kommunikation.

Strokes stillen unseren sogenannten strukturellen Hunger: das tiefe Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung unserer psychischen Existenz. Claude Steiner beobachtete, dass Menschen, die Anerkennung suchen, oft selbst zu sparsam mit dem Geben und Nehmen von Strokes umgehen. Sie verweigern sich selbst die Annahme verdienten Lobes und fühlen sich unwohl im Rampenlicht, selbst wenn sie sich nach Zuwendung sehnen. Steiner nannte diese Tendenz „Stroke Economy“ – die Lehre von der Verknappung, die Liebe wie ein seltenes Gut behandelt. Dies führt dazu, dass Menschen sich oft mit knapper Zuwendung zufriedengeben, da sie dies immer noch besser finden als gar keine.

  • Man gibt anderen kaum oder gar keine gewünschten Strokes.
  • Man lehnt gewünschte Strokes von anderen ab oder wertet sie ab.
  • Man kann gewünschte Strokes nicht aktiv einfordern, wie Unterstützung oder Hilfe.
  • Man ist unfähig, unerwünschte Strokes abzuweisen und sich selbst zu schützen.
  • Man verweigert sich selbst die verdiente Anerkennung für eigene Leistungen.
  • Mangel an Selbstliebe beeinträchtigt die Fähigkeit, Liebe zu geben und zu empfangen.
  • Manipulatives Verhalten basiert oft auf der Angst, leer auszugehen.
  • Sogar negative Strokes werden manchmal positiven vorgezogen, um überhaupt wahrgenommen zu werden.
  • Gefühle zu erkennen und zu benennen ist ein Kernstück emotionaler Kompetenz.
  • Die Sozialisation lehrt uns oft, Gefühle zu unterdrücken oder zu tabuisieren.
  • Gefühle signalisieren, ob unsere Bedürfnisse erfüllt werden.
  • Bewusste Kompetenz im Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen vermeidet Konflikte.
  • Das Verstehen von Gefühlen entmachtet Manipulation in Beziehungen.
  • Emotionale Kompetenz führt zu mehr Klarheit in schwierigen Kommunikationssituationen.
  • Sie fördert das Erleben von Liebe und erfüllenden Beziehungen.

Der sparsame Umgang mit Zuwendung lässt unsere natürlichen Bedürfnisse nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung unerfüllt. Dies führt zu einem emotionalen „Austrocknen“ und kann Beziehungen verkümmern lassen. Depressionen, von Steiner als Zuwendungsmangelkrankheit betrachtet, sind oft eine Folge der Unfähigkeit, Liebe zu geben, zu nehmen und zu erleben – dies schließt die Selbstliebe explizit mit ein. Manipulatives Verhalten im Rahmen der Stroke Economy, das Menschen unglücklich macht, basiert auf der tiefsitzenden Befürchtung, „leer auszugehen“. Für uns ist Anerkennung derart wichtig, dass uns sogar „schlechte“ oder ungewünschte Strokes lieber sind als gar keine. Gefühle zu erkennen und zu benennen ist ein wichtiger Bestandteil der emotionalen Kompetenz, da wir während der Sozialisation oft gelernt haben, eigene Gefühle zu unterdrücken, zu tabuisieren oder ihre Funktion nicht richtig wahrzunehmen: Gefühle signalisieren uns, ob unsere natürlichen Bedürfnisse erfüllt werden. Eine bewusst erworbene Kompetenz im Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen hilft, Konflikte zu vermeiden und konstruktiv zu lösen.

Die Macht der „Kritischen Eltern“ und wie man sie entmachtet

Emotionale Kompetenz: Der Schlüssel zu erfüllten Beziehungen

Selbstzweifel bis hin zur Selbstverachtung, die Tendenz, es „allen Recht zu machen“ und eigene Bedürfnisse zugunsten anderer zu vernachlässigen, Angst vor Ablehnung, mangelnder Selbstwert und unzureichendes Selbstvertrauen – all dies sind Manifestationen des psychischen Introjekts „Kritische Eltern“. Dieses Introjekt ist ein verinnerlichter Teil unserer gespeicherten Erfahrungen mit elterlichen Figuren, der abwertende Denk- und Verhaltensmuster beinhaltet. Die Infragestellung unseres Wertes durch diese „Kritischen Eltern“ kann uns emotional von der Anerkennung durch andere abhängig machen; denn wer sich selbst nicht wertvoll fühlt, hofft auf Bestätigung „von außen“.

Das Training der Emotionalen Kompetenz zeigt auf, wie man bewusster mit dem Introjekt „Kritische Eltern“ umgehen kann. Es lehrt, manipulative Kommunikationsformen zu erkennen und konfliktfreier darauf zu reagieren. Ziel ist es, eine kooperative Kommunikationsform zu etablieren, in der sich beide Partner gleichwertig fühlen, ihre Bedürfnisse berücksichtigen und frei sowie bewusst im eigenen Interesse handeln. Das Training verdeutlicht zudem, dass Beziehungen nicht auf der Stroke Economy, sondern auf Liebe und Vertrauen aufbauen sollten.

Ein zentraler Bestandteil des Trainings der Emotionalen Kompetenz ist der sogenannte „kooperative Vertrag“, den jeder Teilnehmer freiwillig eingeht. Mit diesem Vertrag erklärt man sich bereit, auf jede Form von Machtspielen zu verzichten. Im Rahmen des kooperativen Vertrages bleibt man ehrlich zu sich selbst und zu anderen und zwingt sich nicht, etwas zu tun, was man nicht möchte. Durch diesen Vertrag wird die notwendige Sicherheit geschaffen, um die Macht der Kritischen Eltern zu entkräften, und die Teilnehmer werden befähigt, bewusst Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen.

Schritt 1: Das Herz öffnen und die Stroke Economy überwinden

Emotionale Kompetenz: Der Schlüssel zu erfüllten Beziehungen

Der erste Schritt im Training der Emotionalen Kompetenz ist fundamental: Es geht darum, das Handeln nach der Stroke Economy aufzugeben und stattdessen dem tiefen Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung zu folgen. Dies bedeutet, sich selbst zu erlauben, Strokes zu geben, gewünschte Strokes anzunehmen, aktiv danach zu fragen, unerwünschte Strokes abzuweisen und sich selbst die verdiente Anerkennung zukommen zu lassen. Dieser Teil des Trainings, besonders im sicheren Rahmen des kooperativen Vertrages, erfordert Mut und eine unbedingte Ehrlichkeit. Es ist oft eine Herausforderung, gegen die tief verinnerlichten, abwertenden Muster der „Kritischen Eltern“ anzugehen und das eigene Herz durch den ehrlichen Austausch von Strokes zu öffnen.

Abwertende Botschaften der Kritischen Eltern, wie „Nimm dich nicht so wichtig“ oder „Du hast das nicht verdient“, können intensive emotionale Reaktionen hervorrufen. Im Training lernt man, diese veralteten Botschaften zu identifizieren und dadurch die negative Macht des Introjektes zu neutralisieren. Es ist ein Prozess des Entlernens alter Muster und des Neulernens eines liebevolleren Umgangs mit sich selbst und anderen.

Schritt 2: Die eigene Gefühlslandschaft erkunden

Das Erkunden der Gefühlslandschaft ist ein entscheidender Teil der emotionalen Kompetenz. Hier lernt man, die durch Handlungen ausgelösten Gefühle präzise zu identifizieren und sie dem Gegenüber angemessen mitzuteilen. Ob Traurigkeit, Ärger, Angst oder Freude – alle Emotionen sollen beim Namen genannt werden. Um das gegenseitige Verständnis zu vertiefen, kann auch die Intensität des Gefühls auf einer Skala (z.B. von 1 bis 10) benannt werden. Dies schafft Klarheit, entmachtet mögliche Manipulationen und beugt Eskalationen sowie gegenseitiger Unzufriedenheit vor.

Ein wichtiger Aspekt dieses Schrittes ist auch das Prüfen von Fantasien, wie zum Beispiel: „Als du mich so angeschaut hast, hatte ich die Fantasie, dass du dich über mich ärgerst.“ Die Aufgabe des anderen ist die ehrliche Überprüfung dieser Fantasie und die Benennung des „Körnchens Wahrheit“, das darin enthalten sein mag. Eine Äußerung der subjektiven Wahrnehmung, frei von Urteilen und Beschuldigungen, beseitigt Missverständnisse und ermöglicht einen ehrlichen und wertschätzenden Umgang mit den eigenen Bedürfnissen und denen der anderen. Es schärft die Intuition als wichtige Fähigkeit und trägt maßgeblich zu einer vertrauensvollen Beziehung bei.

Schritt 3: Verantwortung für Emotionen übernehmen

Verantwortung zu übernehmen, insbesondere für die Emotionen, die wir mit unserem Verhalten bei anderen auslösen, ist ein Zeichen emotionaler Reife. Wir alle machen Fehler, denn wir sind Menschen. Doch sich zu entschuldigen, ist etwas, das nicht jeder in seiner Kindheit gelernt hat. Sich nicht zu entschuldigen, bedeutet, die Gefühle des anderen zu verletzen und ihn emotional „hängen zu lassen“, als ob er „nicht wichtig“ wäre. Eine ehrliche Bitte um Entschuldigung ist immer ein Ausdruck der Wertschätzung, da sie die Botschaft beinhaltet: „Ich schätze dich und möchte deine Zuneigung nicht verlieren, deswegen möchte ich alles wiedergutmachen.“

Manchmal kann eine Verletzung so tief und schmerzvoll sein, dass derjenige, der um Entschuldigung gebeten wurde, noch nicht bereit ist, diese anzunehmen. In solchen Fällen darf man dem anderen mehr Zeit zugestehen. Es besteht auch die Freiheit, eine Entschuldigung zurückzuweisen, denn es gibt Verletzungen, die nicht zu verzeihen sind. Alle Interaktionen sollten nach dem Prinzip des kooperativen Vertrages gestaltet werden: keine Verheimlichungen, keine Lügen, keine Retter- oder Opferrollen. Dies schafft eine Umgebung von Transparenz und gegenseitigem Respekt.

Emotionale Kompetenz ist eine präzise erarbeitete und äußerst wirksame Methode, die es ermöglicht, nachhaltige Veränderungen bei sich selbst und in der Kommunikation mit anderen herbeizuführen. Ihre Anwendungsbereiche sind vielfältig und reichen von der Psychotherapie über (Paar-)Beratung und Coaching bis hin zur Teamentwicklung und Supervision. Dank der Entwicklung emotionaler Kompetenz können Menschen lernen, nicht nur liebevoller mit sich selbst, sondern auch mit ihren Mitmenschen umzugehen, was zu tieferen und erfüllteren Beziehungen führt.

Dieser Artikel ist ein leicht modifizierter Auszug aus dem Beitrag der Autorin in der Broschüre „Liebe ist die Antwort“.

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