
Argumentation schreiben: In 5 Schritten überzeugen
Eine starke Meinung zu haben, ist eine Sache – sie so zu vermitteln, dass andere Ihnen nicht nur zuhören, sondern Ihre Sichtweise auch nachvollziehen können, ist eine wahre Kunst. Viele Menschen scheitern nicht an der Qualität ihrer Ideen, sondern an der Struktur ihrer Darlegung. Wenn Sie lernen, eine schlüssige Argumentation zu schreiben, verwandeln Sie Ihre Überzeugungen in ein wirkungsvolles Werkzeug, sei es im Beruf, im Studium oder in alltäglichen Diskussionen. Dieser Leitfaden zeigt Ihnen, wie Sie Ihre Gedanken ordnen und Ihre Argumente präzise auf den Punkt bringen.
Was eine überzeugende Argumentation ausmacht

Eine Argumentation ist weit mehr als eine lose Sammlung von Behauptungen. Sie ist ein logisch aufgebautes Gerüst, das darauf abzielt, einen Standpunkt nachvollziehbar zu machen und den Leser oder Zuhörer zu überzeugen. Das Fundament jeder starken Argumentation besteht aus drei zentralen Bausteinen, die untrennbar miteinander verbunden sind:
- These: Dies ist Ihre zentrale Behauptung oder Ihr Standpunkt. Eine klare These ist der Leuchtturm Ihrer Argumentation – alles, was folgt, dient dazu, sie zu untermauern.
- Argument: Das ist die Begründung, die Ihre These stützt. Es beantwortet die Frage: „Warum ist meine Behauptung richtig?“
- Beleg/Beispiel: Der Beleg untermauert Ihr Argument mit Fakten, Daten, Expertenmeinungen oder nachvollziehbaren Beispielen. Er beantwortet die Frage: „Woher weiß ich das?“ oder „Wie zeigt sich das in der Praxis?“
Nur wenn diese drei Elemente zusammenspielen, entsteht eine Kette, die stark genug ist, um zu überzeugen. Ein Argument ohne Beleg ist nur eine Meinung, und eine These ohne Argumente ist lediglich eine leere Behauptung.
Argumentation schreiben: Eine klare Anleitung
Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg. Anstatt einfach draufloszuschreiben, hilft Ihnen eine strukturierte Vorgehensweise dabei, Ihre Gedanken zu sortieren und eine wirklich schlagkräftige Argumentationskette aufzubauen.
Schritt 1: Die These – Ihr klares Statement formulieren
Bevor Sie auch nur ein einziges Argument suchen, müssen Sie genau wissen, was Sie beweisen wollen. Formulieren Sie Ihre Hauptaussage in einem einzigen, prägnanten Satz. Diese These ist Ihr Kompass. Fragen Sie sich: „Welchen einen Satz soll mein Leser am Ende als meine Kernbotschaft verinnerlicht haben?“ Zum Beispiel: „Flexible Arbeitszeiten führen zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität.“
Schritt 2: Die Stoffsammlung – Relevante Argumente finden
Nun beginnt das Brainstorming. Sammeln Sie alle Argumente, die Ihnen einfallen, um Ihre These zu stützen. Denken Sie dabei auch an mögliche Gegenargumente – diese zu kennen, hilft Ihnen, Ihre eigene Position zu schärfen. In dieser Phase ist Quantität wichtiger als Qualität. Notieren Sie alles, was Ihnen in den Sinn kommt, ohne es sofort zu bewerten.
Schritt 3: Die Struktur – Argumente logisch anordnen

Jetzt bringen Sie Ordnung in Ihre Sammlung. Wählen Sie die drei bis fünf stärksten Argumente aus. Eine bewährte Methode ist das Sanduhr-Prinzip: Beginnen Sie mit Ihrem stärksten Argument, um die Aufmerksamkeit zu gewinnen. Fahren Sie mit den schwächeren fort und schließen Sie mit Ihrem zweitstärksten Argument ab, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dies sorgt für einen dynamischen und überzeugenden Aufbau.
Schritt 4: Das Herzstück – Argumente vollständig ausformulieren
Nehmen Sie jedes Ihrer ausgewählten Argumente und bauen Sie es nach der bewährten Struktur auf: These, Argument, Beleg. Seien Sie hier so konkret wie möglich.
Beispiel zur These „Flexible Arbeitszeiten steigern die Produktivität“:
- Argument: Mitarbeiter können ihre Arbeit an ihren individuellen Biorhythmus anpassen, was Konzentration und Effizienz fördert.
- Beleg: Eine Studie des Fraunhofer-Instituts aus dem Jahr 2022 zeigt, dass Unternehmen mit Vertrauensarbeitszeit eine um bis zu 15 % höhere Produktivität pro Mitarbeiter verzeichnen.
- Beispiel: Ein „Frühaufsteher“ kann wichtige konzeptionelle Aufgaben in den ruhigen Morgenstunden erledigen, während eine „Nachteule“ komplexe Probleme am späten Nachmittag löst, wenn sie am leistungsfähigsten ist.
Die verschiedenen Arten von Argumenten meistern

Um Ihre Argumentation noch facettenreicher und glaubwürdiger zu gestalten, können Sie auf verschiedene Arten von Argumenten zurückgreifen. Eine gute Mischung macht Ihren Text lebendiger und spricht unterschiedliche Lesertypen an. Die Wahl des richtigen Argumententyps hängt stark von Ihrem Thema und Ihrer Zielgruppe ab.
- Faktenargument: Basiert auf überprüfbaren Tatsachen, Zahlen und Statistiken. (z.B. „Die Arbeitslosenquote ist im letzten Quartal um 0,5 % gesunken.“)
- Autoritätsargument: Beruft sich auf die Aussage eines Experten oder einer anerkannten Institution. (z.B. „Der renommierte Klimaforscher Prof. Dr. Müller warnt vor den Folgen…“)
- Normatives Argument: Stützt sich auf allgemein anerkannte Werte, Normen oder Gesetze. (z.B. „Das Prinzip der Gleichbehandlung verlangt, dass…“)
- Analogisierendes Argument: Zieht einen Vergleich zu einem ähnlichen, verständlichen Bereich. (z.B. „Genau wie beim Sport braucht ein Team auch im Beruf einen klaren Spielplan, um erfolgreich zu sein.“)
- Indirektes Argument: Entkräftet ein mögliches Gegenargument und stärkt so die eigene Position. (z.B. „Manche mögen einwenden, dass…, doch diese Sichtweise ignoriert, dass…“)
- Plausibilitätsargument: Basiert auf einer für den Leser nachvollziehbaren und logischen Schlussfolgerung. (z.B. „Wenn die Nachfrage steigt, das Angebot aber gleich bleibt, ist eine Preissteigerung die logische Konsequenz.“)
Der letzte Schliff: Ihre Argumentation wirkungsvoll abrunden
Eine überzeugende Argumentation zu schreiben, ist eine Fähigkeit, die mit Übung wächst. Am Ende geht es darum, eine klare, logische und nachvollziehbare Brücke von Ihrer These zum Verstand des Lesers zu bauen. Fassen Sie am Schluss Ihre wichtigsten Punkte nochmals kurz zusammen und führen Sie Ihre Argumentation zu einer klaren Schlussfolgerung. Wiederholen Sie Ihre These in leicht abgewandelter Form, um den Kreis zu schließen und Ihre Botschaft nachhaltig zu verankern. Mit Struktur, Klarheit und stichhaltigen Belegen wird Ihre Meinung nicht nur gehört, sondern auch verstanden.


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