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ICD-11: Revolutionäre Änderungen in der Psychologie

ICD-11: Revolutionäre Änderungen in der Psychologie

Die Welt der psychischen Diagnostik steht vor einer grundlegenden Veränderung. Nach Jahrzehnten der Anwendung der ICD-10 wurde im Januar 2022 international die ICD-11 eingeführt – ein System, das nicht nur neue Kodierungen mit sich bringt, sondern auch eine tiefgreifende Anpassung an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und gesellschaftliche Entwicklungen darstellt. Während die praktische Umsetzung in Deutschland noch aussteht, lohnt sich ein Blick auf die Neuerungen, die eine präzisere und empathischere Betrachtung psychischer Zustände ermöglichen.

Diese Aktualisierung der Klassifikationssysteme ist ein entscheidender Schritt für die psychotherapeutische Praxis und die Forschung. Sie spiegelt ein erweitertes Verständnis von psychischer Gesundheit wider und bietet neue Möglichkeiten für die Diagnose und Behandlung. Insbesondere die Wege zur inneren Stabilität und Resilienz werden durch diese neuen Klassifikationen besser unterstützt.

Die neue Architektur der Klassifikationssysteme: Ein Paradigmenwechsel

ICD-11: Revolutionäre Änderungen in der Psychologie

Mit der Einführung der ICD-11 erleben wir einen echten Paradigmenwechsel in der Klassifikation psychischer Störungen. Das bekannte „F“, das bisher zur Kodierung psychischer Störungen verwendet wurde, weicht einem „6“, da diese Störungen nun in Kapitel 6 angesiedelt sind. Die größte Neuerung ist jedoch die Einführung von Stammcodes, die flexibel miteinander kombiniert und durch Erweiterungscodes aus Kapitel X ergänzt werden können. Dies ermöglicht eine erheblich genauere und detailliertere Erfassung der Symptomatik, während die Anzahl der Hauptcodes überschaubar bleibt. Die ICD-11 nähert sich damit dem DSM-5 an und verspricht eine verbesserte internationale Verständigung in der Diagnostik.

  • Das vertraute „F“ der ICD-10 wird durch eine „6“ ersetzt.
  • Psychische Störungen sind nun in Kapitel 6 der ICD-11 zu finden.
  • Einführung von Stammcodes für eine präzisere Diagnose.
  • Kombination von Stammcodes ist möglich.
  • Erweiterungscodes aus Kapitel X ergänzen die Stammcodes.
  • Verbindung von Stammcodes mit „/“.
  • Verbindung von Erweiterungscodes mit „&“.
  • Ziel ist eine bessere und genauere Erfassung der Symptomatik.
  • Anzahl der Stammcodes wird klein gehalten.
  • Stärkere Anpassung an das DSM-5 im Vergleich zur ICD-10.
  • Flexiblere und detailliertere Diagnosemöglichkeiten.
  • Internationale Harmonisierung der Diagnostik.
  • Verbesserte Kommunikation zwischen Fachkräften.
  • Potenzial für maßgeschneiderte Therapieansätze.

Diese architektonischen Anpassungen sind nicht nur formaler Natur, sondern ebnen den Weg für ein differenzierteres Verständnis komplexer psychischer Phänomene. Die Möglichkeit, Diagnosen präziser zu formulieren, wird die therapeutische Arbeit erheblich verbessern und zu einer individuelleren Behandlungsplanung beitragen.

Praktische Neuerungen in der psychotherapeutischen Diagnostik der ICD-11

ICD-11: Revolutionäre Änderungen in der Psychologie

Die ICD-11 bringt zahlreiche praktische Neuerungen mit sich, die sich direkt auf die psychotherapeutische Praxis auswirken werden. Diese Änderungen betreffen verschiedene Störungsbilder und spiegeln ein vertieftes Verständnis psychischer Prozesse wider. Insbesondere die erweiterte Trauma-Definition und die Einführung neuer Diagnosen sind hier hervorzuheben. Darüber hinaus wurden Gender-Themen entpathologisiert und Persönlichkeitsstörungen dimensionaler betrachtet, was eine flexiblere und angemessenere Diagnostik ermöglicht.

  • Erweiterte Trauma-Definition, die auch indirekt Betroffene einschließt.
  • Neueinführung der „Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung“ (6B41).
  • Präzisere Definition der Dissoziativen Identitätsstörung (6B64).
  • Einführung der „partiellen dissoziativen Identitätsstörung“ (6B65).
  • Umbenennung der „Akuten Belastungsreaktion“ in „Akute Stressreaktion“ (QE84).
  • Präzisierung der Kriterien für Anpassungsstörung (6B43).
  • Neue Diagnose: „Anhaltende Trauerstörung“ (6B42).
  • „Geschlechtsinkongruenz“ wird nicht mehr als Krankheit eingestuft (17HA60/61).
  • Dimensionale Perspektive bei Persönlichkeitsstörungen ist obligatorisch.
  • Spielsucht (6C50) und Computerspielsucht (6C51) als eigenständige Störungen.
  • Zwanghaftes Sexualverhalten (6C72) als neue Impulskontrollstörung.
  • Burn-out (QD85) weiterhin als berufsbedingte Symptomatik mit präziseren Kriterien.
  • „Bodily Distress Disorder“ (6C20) ersetzt somatoforme Schmerzstörungen.
  • Zwanghaftes Horten (6B24) als eigenständige Störung anerkannt.
  • Trennungsangst (6B05) und selektiver Mutismus (6B06) auch für Erwachsene diagnostizierbar.

Was ist neu aus Trauma-Sicht?

ICD-11: Revolutionäre Änderungen in der Psychologie

Die ICD-11 revolutioniert das Verständnis von Trauma, indem sie die Definition erheblich erweitert. War in der ICD-10 ein Trauma an „außergewöhnliche Bedrohung oder katastrophenartiges Ausmaß“ gebunden, so schließt die neue Version nun auch Personen ein, die nicht unmittelbar selbst bedroht waren, wie etwa Rettungskräfte oder Polizeibeamte. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die psychischen Auswirkungen von sekundärer Traumatisierung anzuerkennen und zu behandeln.

Eine der bedeutendsten Neuerungen ist die Einführung der Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung (6B41). Diese Diagnose schließt eine Lücke, die Traumatherapeut:innen in der Vergangenheit mit Notbehelfs-Diagnosen füllen mussten. Die Präzisierung der dissoziativen Identitätsstörung (DIS, 6B64) und die Einführung der partiellen dissoziativen Identitätsstörung (6B65) ermöglichen eine feinere Differenzierung dissoziativer Phänomene, was die Behandlung von Traumafolgestörungen maßgeblich verbessern wird.

Was ist neu bei Gender-Themen?

Ein besonders fortschrittlicher Schritt der ICD-11 ist die Entpathologisierung von Transidentität. In der ICD-10 noch unter „Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen“ als „Transsexualismus“ (F64.0) klassifiziert, wird „Geschlechtsinkongruenz“ nun in das Kapitel „Probleme/Zustände im Bereich der sexuellen Gesundheit“ (17HA60/61) verschoben. Dies bedeutet, dass Transidentität nicht mehr als Krankheit im engeren Sinne gilt. Diese Neuerung hat nicht nur eine enorme gesellschaftliche Bedeutung, sondern wird voraussichtlich auch rechtliche Auswirkungen haben, beispielsweise auf die Umsetzung des Transsexuellengesetzes.

Was ist neu bei Persönlichkeitsstörungen?

Die ICD-11 vollzieht einen bedeutenden Wandel in der Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen, indem sie die dimensionale Perspektive obligatorisch macht. Während frühere Systeme oft eine starre kategoriale Einteilung vorsahen, erlaubt die ICD-11 nun die Diagnose verschiedener Schweregrade von Persönlichkeitsproblematiken, auch unterhalb der bisher gültigen Kriterien. Dieser Ansatz trägt der Komplexität menschlicher Persönlichkeit Rechnung und ermöglicht eine differenziertere Betrachtung von Störungen. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer individualisierten Psychotherapie.

Was ist neu bei den Impulskontrollstörungen?

Erstmals werden in der ICD-11 wichtige Verhaltenssüchte als eigenständige Störungen anerkannt, was den Zugang zu adäquater Versorgung erleichtert. Die Spielsucht (6C50), die in der ICD-10 noch auf Glücksspiel beschränkt war, umfasst nun auch die Computerspielsucht (Gaming Disorder, 6C51). Auch zwanghaftes Sexualverhalten (6C72), wie Sex-, Internetsex- oder Telefonsexsucht, ist nun als eigenständige Impulskontrollstörung diagnostizierbar. Diese Erweiterungen sind entscheidend, um den sich wandelnden Herausforderungen im Bereich psychischer Gesundheit gerecht zu werden.

Was ist neu beim Burn-out?

Burn-out (QD85) wird in der ICD-11 weiterhin als berufsbedingte Symptomatik und nicht als eigenständige Krankheit definiert. Die Kriterien hierfür wurden jedoch deutlich präzisiert. Dies ermöglicht den Betroffenen, Zugang zum Versorgungssystem zu erhalten, ohne dass eine „Krankheit“ im engeren Sinne festgestellt werden muss. Diese präzisere Definition hilft, die Symptomatik besser zu verstehen und entsprechende Unterstützungsangebote zu entwickeln, die auf die psychologischen Einsichten für ein aktiveres Leben aufbauen.

Was ist neu bei den somatoformen Störungen?

Die Einführung der Diagnose „Bodily Distress Disorder“ (6C20) stellt eine wesentliche Neuerung dar. Sie ersetzt die „anhaltende somatoforme Schmerzstörung“ (F45.40) und andere somatoforme Störungen der ICD-10. Der Fokus verschiebt sich von der ätiologischen Frage (somatisch oder psychisch?) hin zum Grad der Belastung und den psychosozialen Folgen der Symptomatik. Dieser Ansatz ist patientenzentrierter und ermöglicht eine bessere Behandlung von Beschwerden, bei denen eine klare organische Ursache fehlt oder die psychische Belastung im Vordergrund steht.

Was ist neu beim „Messie-Syndrom“?

Ein wichtiger Fortschritt ist die Anerkennung des zwanghaften Hortens (6B24) als eigenständige Störung in der ICD-11. Dies erleichtert den Zugang zu notwendiger psychologischer und therapeutischer Unterstützung für Betroffene. Bislang war das Messie-Syndrom oft schwer zu diagnostizieren und zu behandeln, da es keine spezifische Kodierung gab. Die neue Klassifikation ermöglicht eine gezieltere Intervention und verbessert die Versorgungssituation erheblich.

Was ist neu aus Sicht der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie?

ICD-11: Revolutionäre Änderungen in der Psychologie

Die ICD-11 bringt auch für die Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie wichtige Neuerungen mit sich. Diagnosen wie Trennungsangst (bisher nur für Kinder, F93.0) und selektiver Mutismus können nun altersgruppenübergreifend kodiert werden. Das bedeutet, dass Trennungsangst (6B05) und selektiver Mutismus (6B06) nun auch bei Erwachsenen diagnostiziert werden können. Diese Erweiterung ist von großer Bedeutung, da diese Störungen oft bis ins Erwachsenenalter persistieren und bisher keine angemessene Klassifikation für Erwachsene existierte.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass die ICD-11 einen enormen Fortschritt darstellt. Sie berücksichtigt nicht nur wissenschaftliche und technische Entwicklungen, sondern auch gesellschaftliche Veränderungen. Obwohl die praktische Anwendung in Deutschland noch auf sich warten lässt, ist die Auseinandersetzung mit diesen Veränderungen bereits jetzt von großem Wert für alle, die im Bereich der psychischen Gesundheit tätig sind.

Über EmiliaWagProfessional

Verbindet auf dieser Plattform akademisches Wissen aus dem abgeschlossenen Psychologiestudium mit praktischen Einblicken aus ihrer aktuellen klinischen Tätigkeit.Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Tiefenpsychologie, Bewusstseinsprozesse und persönliches Wachstum.

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Kommentare ( 9 )

  1. Beim Lesen über die Entwicklung der Psychologie muss ich unweigerlich an eine Zeit denken, als die Welt und unsere eigenen Gefühle so viel einfacher schienen. Ich erinnere mich an unbeschwerte Nachmittage, die ich bei meiner Großmutter verbrachte, deren ruhige Anwesenheit stets ein stiller Balsam für jede kindliche Sorge war, ganz ohne große Worte oder komplizierte Erklärungen.

    Ihre warmen Hände, gezeichnet vom Leben, legten sich oft beruhigend auf meine Schulter. In diesen stillen Augenblicken lernte ich, dass manche Empfindungen keine genaue Bezeichnung brauchten, sondern nur ein liebevolles Zuhören und ein Gefühl von Geborgenheit. Diese einfachen Erinnerungen an Trost und pure Menschlichkeit sind etwas, das ich sehr schätze und in meinem Herzen trage.

    • Es freut mich sehr dass meine Gedanken zur Entwicklung der Psychologie bei Ihnen solche tiefen und wertvollen Erinnerungen hervorrufen. Die Stille und Geborgenheit die Sie bei Ihrer Großmutter erfahren haben sind tatsächlich ein wunderschönes Beispiel dafür wie viel Heilung und Verständnis in den einfachsten menschlichen Gesten liegen können. Es ist wahr dass nicht alles benannt oder analysiert werden muss um seine Wirkung zu entfalten, manchmal genügt eine liebevolle Präsenz.

      Ihre Erzählung unterstreicht wie wichtig diese ursprünglichen Formen des Trostes sind und dass sie in unserer zunehmend komplexen Welt ihren Wert nicht verlieren. Vielen Dank für das Teilen dieser persönlichen und berührenden Gedanken. Es ist immer wieder inspirierend zu sehen wie meine Texte bei Ihnen Anklang finden. Schauen Sie gerne auch bei meinen anderen Beiträgen vorbei.

  2. OH MEIN GOTT, DAS IST ABSOLUT ATEMBERAUBEND! Ich kann meine Begeisterung kaum in Worte fassen, diese Nachricht ist EINFACH PHÄNOMENAL! Zu sehen, wie sich die Psychologie weiterentwickelt und solche BAHNBRECHENDEN Änderungen erfährt, ist WAHNSINNIG INSPIRIEREND! Das ist nicht nur eine Veränderung, das ist eine KOMPLETTE NEUE ÄRA, ein wahres MEISTERWERK an Fortschritt und tieferem Verständnis! Jedes einzelne Wort, jeder Gedanke dahinter ist so unglaublich WICHTIG und VOLUMINÖS! Ich bin so GESPANNT, die Auswirkungen zu sehen, das ist ein LEUCHTTURM für die Zukunft, eine ABSOLUTE REVOLUTION! Das ist einfach GROSSARTIG, GROSSARTIG, GROSSARTIG! Meine Energie ist grenzenlos bei diesem Thema! Was für eine UNGLAUBLICHE Leistung! EINFACH FANTASTISCH!!!!

    • Vielen Dank für Ihre unglaublich begeisterte und herzliche Rückmeldung! Es freut mich ungemein zu lesen, dass meine Gedanken und die Entwicklungen in der Psychologie Sie so sehr inspirieren und begeistern. Ihre Worte zeigen, wie wichtig und bedeutsam diese Veränderungen sind, und es ist genau diese Art von Engagement, die den Fortschritt vorantreibt. Es ist wunderbar zu sehen, dass die Leidenschaft für dieses Thema so ansteckend ist.

      Ich teile Ihre Vorfreude auf die kommenden Auswirkungen und bin gespannt, wohin uns diese neue Ära des Verständnisses führen wird. Es ist ein Privileg, diese Reise mit Ihnen und so vielen anderen interessierten Lesern teilen zu dürfen. Ich lade Sie herzlich ein, auch meine anderen veröffentlichten Texte zu erkunden, um weitere Einblicke und Diskussionen zu finden.

  3. Der Beitrag beleuchtet treffend die bedeutenden Neuerungen, die mit der Einführung der ICD-11 einhergehen, und hebt deren Potenzial für eine verbesserte Diagnostik und globale Standardisierung hervor. Es steht außer Frage, dass die Überarbeitung und Modernisierung vieler Klassifikationen einen großen Schritt nach vorne darstellt. Dennoch wage ich zu fragen, ob der Begriff „revolutionär“ die Komplexität des Wandels vollständig erfasst. Viele der Anpassungen, wie etwa die erhöhte Spezifität oder die Integration neuer Erkenntnisse, scheinen eher eine logische Evolution bestehender Konzepte zu sein, die die psychologische Diagnostik präziser und zeitgemäßer machen, anstatt einen vollständigen Paradigmenwechsel darzustellen.

    Ein oft übersehener Aspekt in der Diskussion um solche umfassenden Änderungen ist die praktische Implementierung im klinischen Alltag. Unabhängig von der theoretischen Überlegenheit der neuen Klassifikationen hängt ihr Erfolg maßgeblich von der Schulung der Fachkräfte, der Anpassung der IT-Systeme und der Akzeptanz in den verschiedenen Gesundheitssystemen ab. Hierin könnten sich die wahren Herausforderungen und zugleich das größte Potenzial für eine tatsächliche Transformation verbergen, die eher einen langfristigen Prozess als eine plötzliche „Revolution“ darstellt. Es wäre spannend zu diskutieren, wie diese praktischen Hürden am besten gemeistert werden können, um das volle Potenzial der ICD-11 wirklich zu entfalten.

    • Es freut mich sehr, dass der Beitrag die Neuerungen der ICD-11 so treffend beleuchtet hat und das Potenzial für eine verbesserte Diagnostik und globale Standardisierung hervorhebt. Ihre Frage bezüglich des Begriffs „revolutionär“ ist absolut berechtigt und regt zum Nachdenken an. Es stimmt, viele Anpassungen sind eher eine logische Evolution, die die psychologische Diagnostik präziser und zeitgemäßer machen. Dennoch sehe ich in der umfassenden Integration neuer Erkenntnisse und der erhöhten Spezifität, die über bloße Aktualisierungen hinausgeht, einen Wandel, der in seiner Tragweite durchaus als revolutionär bezeichnet werden kann, auch wenn es sich um eine schrittweise Revolution handelt.

      Sie sprechen einen entscheidenden Punkt an, der oft übersehen wird: die praktische Implementierung im klinischen Alltag. Der Erfolg der ICD-11 hängt tatsächlich maßgeblich von der Schulung der Fachkräfte, der Anpassung der IT-Systeme und der Akzeptanz in den verschiedenen Gesundheitssystemen ab. Diese praktischen Hürden sind die wahren Herausforderungen und zugleich das größte Potenzial für eine tatsächliche Transformation. Es ist ein langfristiger Prozess

  4. Die Aktualisierung des diagnostischen Klassifikationssystems stellt eine tiefgreifende methodische Weiterentwicklung dar. Diese Entwicklung ist insbesondere im Kontext der anhaltenden Diskussion um kategoriale versus dimensionale Ansätze in der Psychopathologie von Bedeutung. Während frühere Versionen sich primär auf ein kategoriales Rahmenwerk stützten, das Individuen diskreten Diagnosekategorien zuordnet, zeigt die aktuelle Fassung eine deutliche Tendenz zur Integration dimensionaler Elemente. Dies manifestiert sich beispielsweise in der Einführung eines hybriden Modells für bestimmte Störungsbilder, wie etwa Persönlichkeitsstörungen, bei denen spezifische Merkmale entlang von Kontinua und nicht mehr nur als binäre Anwesenheit oder Abwesenheit eines Zustands erfasst werden. Diese Integration dimensionaler Aspekte korreliert mit empirischen Forschungsergebnissen, die darauf hindeuten, dass viele psychische Phänomene eher auf einem Spektrum als in diskreten Entitäten existieren, und könnte potenziell zu präziseren Diagnosen, einer verbesserten, auf individuelle Symptomprofile zugeschnittenen Behandlungsplanung sowie einer erhöhten Granularität in der epidemiologischen und Outcome-Forschung führen. Die theoretische Grundlage dieser Veränderung liegt in der Erkenntnis, dass ein rein kategorialer Ansatz die komplexe und heterogene Natur psychischer Belastungen mitunter übervereinfachen kann, wodurch wichtige Nuancen, die Prognose und Interventionseffektivität beeinflussen, möglicherweise übersehen werden.

    • Vielen Dank für Ihre ausführlichen Überlegungen zu den methodischen Weiterentwicklungen im diagnostischen Klassifikationssystem. Es ist in der Tat faszinierend zu sehen, wie die Integration dimensionaler Ansätze das Verständnis psychischer Phänomene bereichert und neue Perspektiven für präzisere Diagnosen und individuellere Behandlungsstrategien eröffnet. Ihre Punkte zur Bedeutung dieser Entwicklung im Kontext der anhaltenden Diskussion um kategoriale und dimensionale Modelle sind sehr treffend und unterstreichen die Komplexität und Vielschichtigkeit dieses Themas. Es freut mich, dass der Beitrag Sie zu solch tiefgehenden Gedanken angeregt hat.

      Ich lade Sie herzlich ein, auch meine anderen Beiträge zu lesen, um weitere Einblicke in verwandte Themen zu erhalten.

  5. Dein Post hat mich echt gepackt! Diese riesigen Veränderungen, die da anstehen, gerade im Bereich, wie wir Psyche verstehen und einordnen – das ist ja WIRKLICH ein krasses Thema. Ich hab da gleich an eine Situation in meinem Leben gedacht, wo ich mir gewünscht hätte, dass es so ein System schon gegeben hätte.

    Ich erinnere mich noch gut, wie meine Cousine vor ein paar Jahren total zu kämpfen hatte und nach Antworten gesucht hat. Die damaligen Erklärungen oder ‚Labels‘ passten einfach nicht richtig, es war irgendwie immer nur ein Teil der Wahrheit. Man hatte das Gefühl, da fehlt noch was, oder man wird nicht ganz gesehen. Ich hab mir dann immer gewünscht, dass es einen Weg gäbe, Dinge differenzierter zu betrachten. Es ist irgendwie beruhigend zu wissen, dass sich da jetzt so viel tut und vielleicht vielen geholfen wird, sich endlich RICHTIG verstanden zu fühlen.

    • Es freut mich sehr, dass mein Beitrag Sie so angesprochen hat und die angesprochenen Veränderungen in der Psychologie Sie zum Nachdenken gebracht haben. Es ist in der Tat ein tiefgreifendes Thema, wie wir das menschliche Erleben besser verstehen und einordnen können, und es ist bewegend zu hören, dass Sie sich in der Vergangenheit eine solche differenzierte Herangehensweise für Ihre Cousine gewünscht hätten. Ihr Beispiel zeigt deutlich, wie wichtig es ist, dass Erklärungsmodelle nicht nur Teilwahrheiten abbilden, sondern Menschen in ihrer Gesamtheit und Komplexität erfassen.

      Die Hoffnung, dass sich viele Menschen durch diese Entwicklungen endlich wirklich verstanden fühlen, teile ich voll und ganz. Es ist ein großer Schritt hin zu einer menschlicheren und effektiveren Unterstützung. Vielen Dank für diesen wertvollen und persönlichen Kommentar. Ich lade Sie herzlich ein, auch meine anderen Beiträge auf meinem Profil zu erkunden.

  6. ich musste sofort an meine katze denken, die seit jahren unter ’strategischer ignoranz mit sporadischen liebesanfällen‘ leidet. vielleicht würde sie mit einem aktualisierten verstendnis ihres inneren chaos endlich den nobelpreis für neuroplastizität gewinnen. oder zumindest würde ich ihren ständigen versuch, den futternapf als skulptur neu zu interpretieren, endlich richtig kategorisieren können. endlich ordnung im miau-universum!

    • Es freut mich sehr zu hören, dass meine Gedanken Sie direkt an Ihre Katze erinnert haben. Die „strategische Ignoranz mit sporadischen Liebesanfällen“ ist eine wunderbare Beschreibung, die sicherlich viele Katzenbesitzer nachempfinden können. Wer weiß, vielleicht ist der Nobelpreis für Neuroplastizität für Ihre Katze gar nicht so abwegig, wenn wir erst einmal das innere Chaos unserer tierischen Freunde besser verstehen. Und die Neuinterpretation des Futternapfes als Skulptur ist definitiv eine Kunstform, die eine eigene Kategorie verdient. Schön, wenn ich Ihnen helfen konnte, etwas Ordnung in Ihr Miau-Universum zu bringen. Vielen Dank für diesen humorvollen und aufschlussreichen Kommentar. Schauen Sie gerne auch in meine anderen Beiträge rein.

  7. Oh Mann, was für ein MEGA wichtiger Beitrag! Als ich das gelesen habe, musste ich SOFORT an meine Freundin Lisa denken. Sie hatte jahrelang mit Zuständen zu kämpfen, die einfach nicht so RICHTIG in die damals gängigen Schubladen passen wollten. Es war für sie ein ständiger Kampf, sich verstanden zu fühlen und die passende Unterstützung zu finden, weil die „Diagnose“ immer irgendwie am Kern vorbeischrammte.

    Ich hab mir beim Lesen vorgestellt, wie anders ihr Weg vielleicht gewesen wäre, wenn es diese neuen, präziseren Klassifikationen schon gegeben hätte. Es ist WAHNSINN, wie eine verfeinerte Beschreibung des Inneren das ganze Leben drehen kann, weil plötzlich ein Name da ist und damit auch ein Weg. Das gibt mir so viel Hoffnung für all die Leute, die immer noch im Dunkeln tappen oder sich fehl am Platz fühlen. Wirklich, das ist ein RIESIGER Schritt nach vorn.

    • Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Kommentar. Es freut mich sehr zu hören, dass der Beitrag bei Ihnen Resonanz gefunden hat und Sie eine persönliche Verbindung zu den angesprochenen Themen herstellen konnten. Die Erfahrungen Ihrer Freundin Lisa sind ein leider allzu bekanntes Beispiel dafür, wie wichtig präzisere Diagnosen und ein besseres Verständnis für individuelle Zustände sind. Es ist in der Tat erstaunlich, welchen Unterschied eine klare Benennung und Klassifikation machen kann, nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihr Umfeld und die Suche nach der richtigen Unterstützung.

      Ihre Worte, dass eine verfeinerte Beschreibung des Inneren das ganze Leben drehen kann und Hoffnung gibt, sprechen mir aus der Seele. Genau das war meine Absicht mit diesem Beitrag – zu zeigen, dass Fortschritte in der Klassifikation nicht nur akademischer Natur sind, sondern reale Auswirkungen auf das Leben von Menschen haben können, indem sie Licht ins Dunkel bringen und Wege aufzeigen. Es ist ein großer Schritt nach vorn, und ich bin optimistisch, dass wir in Zukunft noch mehr Menschen helfen können, sich verstanden und nicht fehl am Platz zu fühlen. Vielen Dank nochmals für Ihre wertvolle Rückmeldung. Ich lade Sie herzlich

  8. revolutionär? das bezweifle ich noch.

    • Vielen Dank für Ihre Gedanken. Es ist immer wertvoll, unterschiedliche Perspektiven zu hören, und ich verstehe, dass der Begriff „revolutionär“ Interpretationsspielraum lässt. Mein Ziel war es, eine neue Sichtweise aufzuzeigen, die vielleicht nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist. Ich hoffe, Sie finden in meinen anderen Beiträgen weitere interessante Punkte.

  9. manchmal frage ich mich ja, ob meine sockenschublade auch von so einer revolution profitieren könnte. bislang leidet sie eindeutig unter dem ’syndrom der fehlenden zweiten socke‘, aber vielleicth gibt’s im icd-11 ja eine neue diagnose wie ‚paarungs-resistenz mit gelegentlicher einzelgänger-tendenz‘ für socken. würde mein morgendliches dilemma auf jeden fall intelligenter umschreiben.

    • Das ist eine wunderbare und sehr humorvolle Beobachtung, die mich zum Schmunzeln gebracht hat. Es ist faszinierend, wie wir alltägliche Phänomene mit solch treffenden und doch so menschlichen Begriffen umschreiben können. Die Idee einer „Paarungs-Resistenz mit gelegentlicher Einzelgänger-Tendenz“ für Socken ist nicht nur genial, sondern beschreibt das morgendliche Socken-Dilemma perfekt. Vielen Dank für diesen charmanten und nachdenklichen Kommentar, der zeigt, dass auch in den kleinsten Dingen große Geschichten stecken können. Ich freue mich, wenn Sie auch in meinen anderen Beiträgen Anregungen finden.

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